Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 299 Burg Frankenstein, Kapelle, aus Nieder-Beerbach, Evangelische Kirche 1602

Beschreibung

Epitaph des Philipp Ludwig von Frankenstein. Das zweigeschossige Ädikula-Epitaph aus weißem Marmor befand sich ursprünglich in der Kirche von Nieder-Beerbach und wurde 1851 auf die Burg Frankenstein gebracht.1) Es ist heute an der Nordwand der Burgkapelle aufgestellt. Im Mittelfeld des Hauptgeschosses steht die fast vollplastische Figur des gerüsteten Ritters. Seine linke Hand ruht auf dem Schwertknauf, und der Helm liegt rechts neben seinen Füßen. Die Figur wird von je zwei korinthischen Säulen flankiert, die das Gebälk tragen. Das Bildfeld des Obergeschosses enthält ein Relief mit der Taufe des im Wasser knienden Christus durch Johannes. Das Kleid Christi wird von einem Engel zu seiner Rechten gehalten. Von oben links schaut Gottvater aus Wolken auf Christus herab, auf den aus der Mitte des Wolkenbandes der Heilige Geist herabkommt. In der Mitte des Sockels ist eine querrechteckige Kartusche angebracht. Auf ihr befinden sich in erhabenen Buchstaben die Grabinschrift (A) und darunter das Grabgedicht (B), deren Worttrenner als Quadrangeln gestaltet sind. Die Kartusche wird auf beiden Seiten von zwei Löwenköpfen flankiert. Das Denkmal wurde 1996 restauriert, wobei Teile der rechten Seite ergänzt wurden. Die Inschriftentafel ist davon nicht betroffen.

Maße: H. 470, B. 220, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Fraktur (A). Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    Anno Domi[n]i [1]602 vff sambstag / den 19\29a) Maÿ Fr[ü] Zwischen 3 vnd 4 · vhrb) / verschid in Got s[el]ig, der Edle · v(nd) · veste philips / Ludwig zu Francke[n]stein, seines alters 21 Iar / vnd wurde den [4\14]c) Iunÿ zu Moszbachd) in sein / Ruhbetlein gelegte) d[es]en sehlen Gott gnade, vnd dem / leichnam ein fröliche v[r]stendt verleihe · Amen ·

  2. B

    CONCIDIT ANTE DIEM [C]VIc) PAVCOS CO(N)TVLIT ANNOSVITA · SED AETERNOS MORS DABIT AEQVA DIES ·

Übersetzung:

Er, dem das Leben nur wenige Jahre beschied, starb vor der Zeit, aber der gleichmachende Tod wird ihm ewige Tage geben.

Versmaß: Distichon (B).

Kommentar

Philipp Ludwig war der einzige Sohn des Philipp Heinrich von Frankenstein und der Anna von Mosbach.2) Da er ohne Nachkommen starb, erlosch mit ihm die sogenannte Jüngere Linie der Frankensteiner. Für seine Bestattung in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) sorgte vermutlich seine Mutter, die 1603 noch lebte,3) während der Vater bereits vor 1585 gestorben war. Wahrscheinlich ließ sie auch das Epitaph in der Nieder-Beerbacher Kirche errichten.

Textkritischer Apparat

  1. 10/29 Esselborn; die 19 ist klein hochgestellt und darunter steht ebenfalls klein die 29. Die Angabe zweier unterschiedlicher Tagesdaten dient der Unterscheidung von neuem und altem Stil, vgl. dazu Grotefend, Zeitrechnung 132 f. und DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 542.
  2. Wort fehlt bei Esselborn.
  3. Ergänzt nach Esselborn.
  4. Niederbeerbach Esselborn.
  5. Ruhebette eingelegt Esselborn.

Anmerkungen

  1. Esselborn 362.
  2. Humbracht, Stammtafeln 107 nennt als Mutter Philipp Ludwigs Anna, Tochter Albrechts von Mosbach und der Dorothea von Crumbach; Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXVII identifizierte Anna unter Vorbehalt als eine Mosbach von Lindenfels, doch erscheint sie in der später veröffentlichten Stammtafel der Mosbach von Lindenfels nicht, vgl. Möller, Genealogische Beiträge, Taf. Mosbach von Lindenfels.
  3. Humbracht, Stammtafeln 107.

Nachweise

  1. Esselborn, Der Frankenstein 364 f.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 299 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0029909.