Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 283 Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1596

Beschreibung

Grabinschriften und Bibelzitate auf dem Sarg des Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt. Der mit Messingblech beschlagene Sarg ist der fünfte Sarg auf der rechten Seite im hinteren Gewölbe der Fürstengruft. Der Sargdeckel besitzt auf beiden Seiten Inschriftentafeln aus Metall. Die Tafel auf der vom Kopfende aus gesehenen linken Seite trägt die deutsche Grabinschrift (A) und die Bibelzitate (B) und (C). Die Tafel der rechten Seite trägt die lateinische Grabinschrift (D) und das Bibelzitat (E), bei dem es sich um die lateinische Version von Inschrift (B) handelt. Bei allen Inschriften sind die Buchstaben flach in das Metall eingeritzt. Als Worttrenner dienen Punkte.

Maße: H. 68, B. 67, L. 182, Bu. 0,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    DER DVRCHLEVCHTIGE HOCHGEBORNE FVRST VND HER / HERR GEORG LANDGRAF ZV HESSEN GRAF ZV CATZEN/ELNBOGEN DIETZ ZIGENHAIN VND NIEDDA HOCHLOBLICHER / GEDACHTNVS IST GEBOREN DEN 10 d(ag) SEPTEMB(RIS) A(NNO) · C(HRISTI) · 1547 · / · STARB SELIGLICH DEN 7 FEBR(VARII) A(NNO) · C(HRISTI) · 1596

  2. B

    IOHAN 61) / DAS IST DER WILL DESSEN DER MICH [G]ESAND HAT DAS WER / DEN SOHN SIHET VND GLAVBET AHN IHN HABE DAS EWIGE LEBE(N) / VND ICH WERDE IHN VFERWECKEN AM IVNGSTEN TAGE

  3. C

    2 TIM 22) / DAS IST IE GEWISLICH WAHR STERBEN WIR MITT, SO WER/DEN WIR AVCH MIT LEBEN, DVLDEN WIR SO / WERDEN WIR AVCH MIT HERSCHEN

  4. D

    EXVVIAE / ILLVSTRISSIMI, PIENTISSIMI AC PRVDENTISSIMI PRINCIPIS AC / D(OMI)NI, D(OMI)NI GEORGII HASSIAE LANDGRAVII, COMITIS / IN CATTENELNBOGEN, DIETZ, ZIGENHAIN ET NID=/DA (ET)C(ETERA) VERI PATRIS PATRIAE BEATISSIMAE RECORDATIONIS / NATVS IS FVIT EX MAGNO ILLO HASSIAE PRINCIPE D(OMI)NO PHI/LIPPO, EIVSQ(VE) CONIVGE D(OMI)NA CHRISTINA DVCIS SAXONIAE / FILIA · 10 · d(ie) · SEPTEMBRIS · A(NNO) · C(HRISTI) 1547 · IN CHR(IST)O · (ET) · MORTVVS · 7 · d(ie) / FEBRVARII · A(NNO) · C(HRISTI) 1596

  5. E

    IOHAHa) 6 V(ERSVS) · 401) · / HAEC EST VOLVNTAS PATRIS MEI, QVI MISIT ME VT OMNIS QVI / VIDET FILIVM ET CREDIT IN EVM HABEAT VITAM AETERNAM / ET EGO RESVSCITABO EVM IN NOVISSIMO DIE

Übersetzung:

(D) Die sterblichen Überreste des durchlauchtigsten, sehr frommen und überaus klugen Fürsten und Herrn, Herrn Georg, Landgrafen von Hessen, Grafen von Katzenelnbogen, Diez, Ziegenhain und Nidda usw., des wahren Vaters des Vaterlandes seligen Andenkens. Er wurde als Sohn jenes großen Fürsten von Hessen, Philipp, und seiner Gattin, Frau Christine, der Tochter des Herzogs von Sachsen, am 10. September im Jahre Christi 1547 geboren und starb in Christus am 7. Februar im Jahre Christi 1596.

Kommentar

Die Kapitalis weist an den Wortanfängen häufig überhöhte Buchstaben auf, die vielfach in Kontur ausgeführt sind.

Georg war der jüngste Sohn Landgraf Philipps des Großmütigen und der Christine von Sachsen.3) Durch die Doppelehe mit Margarethe von der Saale ergab sich für Philipp sehr bald das Problem, die Söhne aus seiner ersten Ehe und jene aus der Nebenehe angemessen zu versorgen. Er gab deshalb die Primogeniturregelung auf und teilte das Land unter seinen Söhnen. Georg erhielt die obere Grafschaft Katzenelnbogen, die 1577 um einen Teil der eingezogenen Grafschaft Diez erweitert wurde.4) Er heiratete in erster Ehe 1572 Magdalena zur Lippe, die 1587 starb. Ihr ließ Georg im Chor der Darmstädter Stadtkirche ein monumentales Epitaph errichten, in dem er sich auch selbst verewigte.5) Im Jahr 1589 heiratete er dann Eleonora von Württemberg, die ihn um 22 Jahre überlebte.6) Georg wurde in der von ihm selbst angelegten Fürstengruft der Stadtkirche bestattet, die von nun an als Grablege der Landgrafen von Hessen-Darmstadt diente.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Joh 6,40.
  2. 2 Tim 2,11 f.
  3. Vgl. außer der Inschrift auch Europ. Stammtafeln NF I, Taf. 98 und 104.
  4. Zu den Hintergründen vgl. Press, Hessen 268 f.
  5. Vgl. Nr. 263.
  6. Zu ihr vgl. Nrr. 296, 341.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 283 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0028303.