Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 257† Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1586

Beschreibung

Herstellungsinschrift sowie Namensansage und Meisterinschrift mit Gußjahr auf einer Glocke. Die Glocke gehörte ursprünglich zum Geläut der Stadtkirche. Die Vorgängerglocke wurde 1451 gegossen, zersprang 1586 und wurde umgegossen. Die neue Glocke erhielt die Inschriften (A) und (B), die sich untereinander auf der Glocke befanden. Nach einem erneuten Sprung erfolgte 1744 ein weiterer Umguß, doch zersprang diese Glocke bereits 1829. Ihr Material wurde 1837 zum Guß von drei neuen Glocken verwendet.1)

Nach Haupt.2)

  1. A

    In der Ehre Jesu Christ und Sancta Maria bin ich geflossenHieronymus Hack von Aschaffenburg hat mich zu Darmstadt gegossenAnno salutisa) 1586

  2. B

    In diesem JahrHerr Melchior Salveldtb) Schultheiß warBürgermeister zu dieser ZeitWahr Nicolaus Burger und Herr Hans KeipGott gebe uns allen eine gute Zeit

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Hieronymus Hack wurde 1578 von dem Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg als Hofbüchsenmeister in Aschaffenburg angenommen. Gleichzeitig war der in Mainz ansässige Christian Klapperbach als Büchsenmeister für das Erzstift tätig. Vermutlich hatte Hack seine Werkstatt in Aschaffenburg, da er seine Glocken immer mit dem Zusatz von (zu) Aschaffenburg signierte. Auch sein Grabdenkmal befindet sich in der Aschaffenburger Stiftskirche. Nur auf der 1598 nach Klapperbachs Tod für den Mainzer Dom gegossenen Glocke bezeichnet Hack sich als „Hieronymus von Mainz“. Er war mit Margarethe Rossin († 1607) verheiratet und starb 1599.3) Der Vertrag mit Hieronymus Hack über den Glockenguß wurde von dem Kaplan Anastasius Reuß, den beiden Bürgermeistern Nikolaus Burger und Hans Keip sowie den Kastenmeistern Peter Geltzenleuchter und Jakob Stoltzer als Vertretern der Stadt Darmstadt abgeschlossen.4) Der auf der Glocke als Schultheiß genannte Melchior Salveldt ist auch in den Jahren 1587 und 1596 in diesem Amt nachweisbar.5)

Textkritischer Apparat

  1. anno salutis fehlt bei Walther.
  2. Salvedt Müller, Chronik 17.

Anmerkungen

  1. Alle Angaben nach Haupt, der auch die beim Umguß 1744 angebrachte Inschrift mitteilt; vgl. auch Müller, Chronik 17, 88 und 142.
  2. Haupt bietet die beiden Texte in der umgekehrten Reihenfolge, doch schien es sinnvoller, die bei Walther angegebene Reihenfolge zu übernehmen, da Inschrift (B) offensichtlich an die am Schluß von (A) angegebene Jahreszahl anschließt.
  3. Fritzen, Glockengießer 88 mit Abb. 6; im Werkkatalog Hacks fehlt bei Fritzen die Darmstädter Glocke.
  4. Müller, Chronik 17.
  5. Müller, Ortsnamenbuch 109.

Nachweise

  1. Walther, Darmstadt 83, Anm.
  2. Müller, Chronik 17.
  3. Haupt, Kdm. 137.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 257† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0025705.