Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 254 Seeheim, Evangelische Kirche 1586

Beschreibung

Epitaph der Anna Wirt, geborene Merckl. Das Ädikula-Epitaph aus rotem Sandstein ist außen in die Ostwand des Turms eingelassen. Im Giebel ist ein von Beschlagwerk gerahmtes Medaillon mit einem Bibeltext (A) angebracht. In der Frieszone sitzt eine von Wappen flankierte Inschriftentafel mit der Spruchinschrift (B). Im Hauptfeld befindet sich eine Tafel mit der Grabinschrift (C) und der Spruchinschrift (D). Die Buchstaben weisen teilweise noch die Reste einer schwarzen Ausmalung auf.

Maße: H. 218, B. 95, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis. Fraktur.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    PSALMO / XVI / Gott ist mein Gut / Darzu mein theil /Der selb erhelt mir / mein erbtheil1)

  2. B

    Dir Christe leb ich.Dir Christe sterb ichSein bin ich allzeitdot vnd lebendig2)

  3. C

    Anno Domini MDLxxxvi den / vi Iunii ist in Christo seligklich ent=/schlafen, die Gottselige Matrona An=/na, des Gottselige(n) Daniel Wirtena), da=/Zumal Pfarrherrn alhie In Seheÿm, eh/liche hauszfraw, so von Lohr am Mein / bürtig vnd ein dochter Hanse(n) Merck=/lins, des Becken gewese(n), ihrs alters im / xxxvi Iar, Der Gott genad.

  4. D

    Auf Gottes gnad hab ich / gelebt,Auf Christi Blut im Dot / gestrebt,Aus deins Geÿsts krafft Gott / wirstu mirDas Leben geben, traw ich dir.

Versmaß: Deutsche Reimverse (A, B, D).

Wappen:
Wirt;3) Merckl.4)

Kommentar

Die Frakturversalien zeigen die typischen breiten, geschwungenen Formen mit Schwellzügen, doch sind weite Ausziehungen am Ende der Hasten oder Bögen sowie Schlaufenbildungen selten. Auch bei den Kleinbuchstaben ist das An- und Abschwellen der Linien deutlich zu erkennen. Auffällig ist die regelmäßige Verwendung des kursiven s mit zwei völlig geschlossenen Bögen als Schluß-s.

Anna wurde 1550 als Tochter des Bäckers Hans Merckl in Lohr am Main (Main-Spessart-Kreis) geboren. Dort heiratete sie am 30. Januar 1569 den aus Würzburg stammenden Daniel Wirt, der zunächst von 1575 bis 1577 in Klein-Heubach und dann bis 1581 Pfarrer in Eschau war. Von 1581 bis 1582 war er Schulmeister in Erbach, dann bis 1586 Pfarrer in Gronau und schließlich von 1586 bis 1587 Pfarrer in Seeheim. In den Jahren 1587 und 1588 wirkte er als Schulmeister in Michelstadt.5)

Textkritischer Apparat

  1. Über dem Bogen-r befindet sich ein I-Punkt; wiiten Dammann.

Anmerkungen

  1. Ps 16,5 (Hebr).
  2. Paraphrase von Röm 14,7 f.
  3. Wassermann.
  4. Brezel.
  5. Hassia sacra I 199; Kunz, Geschichte 40.

Nachweise

  1. Dammann, Kdm. 257.
  2. Kunz, Geschichte 40.
  3. Kunz, Kirchen 139.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 254 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0025408.