Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 253 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1585, 1602

Beschreibung

Epitaph des Balthasar Breunle und seiner Frau Margaretha von Zweiffel. Das Ädikula-Epitaph aus rotem Sandstein ist außen in die Südwand des Chores eingemauert. Das von Pilastern gerahmte Hauptfeld trägt ein in zwei Spalten angeordnetes Grabgedicht (C) und darunter die eigentliche Grabinschrift für Balthasar Breunle (D). In der Frieszone befinden sich zwei nebeneinander angeordnete Inschriftentafeln mit den Bibelsprüchen (A) und (B). Der Volutengiebel enthält eine Wappenkartusche mit zwei reliefierten Vollwappen. Die Grabinschrift für Margaretha (E) ist im Unterhang angebracht. Als Worttrenner dienen auf die Grundlinie gesetzte Punkte.

Maße: H. 189, B. 90, Bu. 1,5 (A–C), 2 (D, E) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    ICH WEIS DAS MEIN ERLÖSER LEBT. VND ER / WIRDT MICH HERNACH AVS DER ERDE(N) AVFF/WECKE(N) VND WERDE DARNACH MIT DISER MEINER / HAVDT VMB GEBEN WERDE(N). VND WERDE IN / MEI(N)EM FLEISCH GOTT SEHEN. IOB. XIX1).

  2. B

    LEBEN WIR. SO LEBEN WIR DEM HERR(N) / STERBEN WIR. SO STERBEN WIR DEM / HERRN. DARVMB WIR LEBEN ODER / STERBEN. SO SINDT WIR DES HERR(N) / RÖM. 14. CAP(ITEL)2)

  3. C

    BALTHASAR BREV̈NLIN RVGT ALHIERDER GOTT FÖRCHT VND LIEBT MIT BEGIRVFFRICHTIG. REDLICH. RVND ALZEITIN WORT V(N)D WERCK ER SICH ERZEIGTEH VND NACHDEM SEIN VATER STARBIN DESSE(N) STATT ER GORDNET WARDCHVRFSTLICHER PF(ALTZ) BEŸ VIERZG IAHRDIENT FLEISSIG. VFFRECHT TREW FV̈R=/WARa)WIE AVCH BEI PFALTZ VO(N)b) ALTERS HEHRDER BREI(N)LINS STAMME DIENET MEHR // MIT MARGRETHA VON ZWEIFFEL GBOR(N)LEBT ER BEŸ FV̈NFF V(N)D ZWE(N)ZIG IOHR(N)LIEBT SIE SEI(N) LIEBES EHEGMAHL FEINWIE SICHS GEBV̈RT VO(N)b) HERTZE(N) REINPFAHLL LEIB V(N)D SEEL IN GOTES HANDTVERLIES DAS ZEITLICH V(N)D SEI(N) STA[N]DTIM HERR(N) IST ER GESTORBEN WOLDIE ERD IHN WIDER GEBE(N) SOLLALSDAN ER WIRDT OHN ALLES LEIDSEHEN DAS LIECHT IN EWIGKEIT

  4. D

    ANNO D(OMI)NI. 1585. DEN. 14. MONATSTAG SEPTENB(RIS) / ZWISCHEN. 6 VND. 7. VHRN NACH MITTAG. IST IN / GOTT SELLIGLICH ENTSCHLAFFEN DER ERNVEST / BALTHASAR BREV̈NLIN. GEWESENER PFÄLTZ=/ISCHE KELLER ALHIE ZV VMBSTATT. SEINES ALTERS / IM. 58. IAHR. GOTT WOLLE IHM. VND VNS ALLE(N) / AM IV̈NGSTEN TAG. EIN FRÖLICHE VFFERSTEHV(N)G / GNEDIGLICH VERLEIHEN. AMEN

  5. E

    ANNO DOMINI. 1. 602. VF SONTAG PALMARVM ZWI/SCHEN 9 VND 10 IST IN GOTT VERSCHEIDEN DIE EDLE / VND DVGENTSAME FRAW MARGRETHA / BREVNLIN GEBORNE VON ZWEIFFEL / DEREN SELEN GOTT GENEDIG VND / BARMHERTZIG SEIN WOLE / AMEN

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 28. März 1602 (E).

Wappen:
Breunle; Zweiffel.3)

Kommentar

Die Kapitalis der Inschriften (A), (C) und (D) zeichnet sich durch zahlreiche Ligaturen und überhöhte Anfangsbuchstaben aus. Letztere sind auch in Inschrift (B) vorhanden, während Ligaturen dort fehlen. In der Grabinschrift (E) für Margaretha kommen weder Ligaturen noch überhöhte Buchstaben vor. Zudem ist das M hier mit schrägstehenden Hasten und einem kurzen Mittelteil gebildet. In den übrigen vier Inschriften stehen die Hasten des M gerade und sein Mittelteil reicht bis zur Zeilenmitte. Auch das in (E) mit einem dünnen Schrägbalken gebildete N findet in den anderen Inschriften keine Entsprechung. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, daß die Inschriften (A) – (D) zusammen mit dem Epitaph nach dem Tode Balthasar Breunles 1585 entstanden, während die Grabinschrift für Margaretha erst nach ihrem Tode im Jahr 1602 an dem Epitaph angebracht wurde.

Nach dem Wappen und den Angaben des Grabgedichts zu urteilen, war Balthasar Breunle der Sohn des 1550 verstorbenen Philipp Breunle.4) Wie sein Vater übernahm er in Umstadt das Amt des kurpfälzischen Kellers, in dem er in den Jahren 1560 und 1571 nachweisbar ist.5) Vermutlich hat er das Amt aber bis zu seinem Tod 1585 ausgeübt. Sein Nachfolger im Amt war Bernhard Magsam.6) Balthasar Breunles Frau Margaretha von Zweiffel war offenbar mit dem 1536 verstorbenen kurpfälzischen Keller zu Hilsbach Hans Trost von Remagen genannt Zweiffel und seinem Sohn und Amtsnachfolger Conrad von Zweiffel verwandt, da sie dasselbe Wappen führen.7)

Textkritischer Apparat

  1. WAR ist aus Platzmangel klein zwischen die Zeilen gesetzt worden.
  2. O in V eingestellt.

Anmerkungen

  1. Ijob 19,25 f.
  2. Röm 14,8.
  3. Im geteilten Schild oben ein schreitender Hund, die untere Schildhälfte geviert mit je einer Kugel; Helmzier: Hunderumpf.
  4. Vgl. zu ihm Nr. 185.
  5. Müller, Ortsnamenbuch 267; ob er mit dem für das Jahr 1570 genannten Schultheißen Balthasar Breunle identisch ist, läßt sich nicht entscheiden, vgl. Müller 266.
  6. Zu ihm vgl. Nr. 308.
  7. Vgl. ihre Epitaphien in DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 273 mit Abb.und Nr. 289 mit Abb.; zur Familie von Zweiffel vgl. auch Gehring, Hilsbach 56 f.

Nachweise

  1. Wickenburg, Thesaurus I,2 29 (D).
  2. Scholz, Inschriften 72, Nr. 24.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 253 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0025309.