Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 247 Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1582

Beschreibung

Epitaph des Grafen Philipp VI. von Waldeck. Das ädikulaförmige Epitaph aus Alabaster und rotem Sandstein ist heute innen an der Südwand des Chors angebracht. Das Mittelfeld zeigt frontal die Kniefigur des Verstorbenen, der in der rechten Hand einen Totenschädel und in der Linken ein Gebetbuch hält. Vor den flankierenden Pilastern stehen die Allegorien von Hoffnung und Glaube. Auf dem Gebälk befinden sich vier Wappen. Die Mitte des gesprengten Volutengiebels nimmt ein Vollwappen ein. Im Unterhang ist auf einer Rollwerktafel die Inschrift (A) angebracht, unter der die Meistersignatur (B) in einem Wappenschild eingeritzt ist. Als Worttrenner dienen Quadrangeln sowie Drei- und Vierecke.

Maße: B. 170, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    ILLVSTRI · ET · GENEROSO · DOM(INO) PHI=/LIPPO · COMITI · A · WALDECK · QVI / HIC · SITVS · EST · MATER · PIENT=/ISSIMA · MOERENS · P(ONI) · C(VRAVIT) · OBIIT · / VI · IDVS · NOVEMB(RIS) · ANNO · 15 · 82 ·

  2. B

    N(IKOLAVS) B(ERGNER)a)

Übersetzung:

(A) Dem erlauchten und edlen Herrn Philipp, Grafen zu Waldeck, der hier begraben liegt, hat die sehr fromme Mutter trauernd (dies Denkmal) setzen lassen. Er starb am sechsten Tag vor den Iden des November (8. November) im Jahr 1582.

Wappen:
Waldeck; Waldeck-Pyrmont,1) Lippe, Lippe, Waldeck-Geroldseck.2)

Kommentar

Die Buchstaben sind in einer breiten Kapitalis ausgeführt. Das A ist spitz und besitzt ebenso wie das V Linksschrägenverstärkung. B, C, und D weisen Bogenverstärkungen auf. Der Mittelteil des mit Linksschrägenverstärkung gebildeten M reicht bis zur Mittellinie. Auch die rechte Haste des M ist deutlich verstärkt. Die Sporen an den Hasten-, Balken- und Bogenenden sind deutlich ausgeprägt.

Da Philipps Vater Johann I. von Waldeck 1567 gestorben war, gab seine Mutter Anna zur Lippe das Epitaph für ihren ältesten Sohn bei Nikolaus Bergner in Auftrag. Dieser stand zu Anfang der 1580er Jahre kurz in den Diensten Landgraf Georgs I., bevor er wieder in Thüringen und Franken tätig war. Bergners Stil, der die verschiedensten Formenelemente aufnahm, steht am Übergang von der Spätrenaissance zum Frühbarock.3) Bei der Herstellung der Inschrift wurde offenbar versehentlich statt des auf Philipps Grabplatte festgehaltenen Todesjahres 1579 das Herstellungsjahr des Epitaphs 1582 als Todesjahr eingesetzt.4)

Textkritischer Apparat

  1. N und B sind ligiert.

Anmerkungen

  1. Quadriert mit Herzschild Waldeck; 1/4. Pyrmont, 2/3. Hohenack.
  2. Quadriert mit Herzschild Waldeck; 1/4. Geroldseck am Wasichen, 2/3. Rappoltstein.
  3. Zu Nikolaus Bergner vgl. Saur-Allgemeines Künstlerlexikon 9 (1994) 419 f.
  4. Vgl. Nr. 241.

Nachweise

  1. Winkelmann, Beschreibung 104.
  2. Buchner, Sammlung XIII 13 f.
  3. Zehfuß, Alterthümlichkeiten 138.
  4. Müller, Chronik 15.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 247 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0024707.