Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 242† Darmstadt, Marktbrunnen 1579

Beschreibung

Bauinschrift am Brunnenstock. Der Brunnen besaß ein rechteckiges Becken und einen Stock mit einem Wappenhalter. Die Inschriften (A) und (B) waren untereinander am Brunnenstock angebracht. Im Jahr 1780 wurden Pläne für einen neuen Brunnen angefordert, und der alte Brunnen wurde durch eine neue Anlage ersetzt.

Nach Engels.1)

  1. A

    Aridas fauces potes hoc rigarefonte sed vivos salientis undaead potum Christus dare quos recepitquaere liquores2)

  2. B

    Als man zahlt 1579 hat eine gemeine Stadt allhie diesen Brunnen mit gnädiger Hulda) ihres Landesfürsten von neuem machen lassen

Übersetzung:

Du kannst an diesem Brunnen die trockene Kehle befeuchten, aber suche die lebendigen Säfte des strömenden Wassers, die Christus empfangen hat, um sie zum Trank zu reichen.

Versmaß: Sapphische Strophe (A).

Kommentar

Inschrift (A) paraphrasiert sehr frei die Rede Jesu am Jakobsbrunnen in Samaria, in der er sagt, er gebe lebendiges Wasser zu trinken. In dem Menschen, der davon trinke, entstehe die Quelle eines Wassers, das fortströmt ins ewige Leben.3)

Die älteste Nachricht über einen Darmstädter Brunnen stammt aus dem Jahr 1486. Vermutlich handelt es sich bei diesem Brunnen um den ältesten Marktbrunnen.4) Im Jahr 1546 wurden am Marktbrunnen umfangreiche Arbeiten durchgeführt und der Brunnenstock erhielt ein Männlein.5) In der Zeit von 1579 bis 1581 wurde der Brunnen vollständig erneuert, woran Inschrift (B) erinnert.6) Vermutlich wurde dabei auf dem Brunnenstock auch der Löwe als Wappenhalter angebracht, der auf dem Schloßbild Rodinghs von 1676 zu sehen ist.7)

Textkritischer Apparat

  1. Hülf Haupt 290.

Anmerkungen

  1. Die Wiedergabe bei Engels erfolgt nach einer Abschrift in den Akten des Stadtarchivs Darmstadt, vgl. Engels 452 Anm. 43.
  2. Bei der Entschlüsselung der Inschrift gewährte mir Herr Dr. Harald Drös, Heidelberg, seine bewährte Hilfe.
  3. Joh 4,4 ff. besonders 4,13 f.: „qui autem biberit ex aqua, quam ego dabo ei, non sitiet in aeternum: Sed aqua, quam ego dabo ei, fiet in eo fons aquae salientis in vitam aeternam“.
  4. Engels 446 f.
  5. Engels 448 – 451 mit Anm. 36; entgegen der Angabe von Haupt 290 ist 1546 von Wappen und Wappenhalter noch nicht die Rede.
  6. Engels 452.
  7. Haupt 290 mit Abb. 351.

Nachweise

  1. Haupt, Kdm. 290.
  2. Engels, Der Darmstädter Marktbrunnen 452.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 242† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0024202.