Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 230 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1576

Beschreibung

Epitaph des kaiserlichen Notars und Stadtschreibers Johann Peter Zwengel, seiner Frau Ursula von Bernhold und seiner drei Kinder. Das hochrechteckige, oben halbrund endende Denkmal aus rotem Sandstein steht außen an der Nordwand des Langhauses. Im Hauptfeld befindet sich unter zwei reliefierten Vollwappen eine Rollwerktafel mit dem zwölfzeiligen Grabgedicht (C), das im unteren Drittel starke Abwitterungsspuren zeigt. Darüber folgt eine Rollwerktafel mit der achtzeiligen Inschrift (B). Im Bogenfeld ist ein schlafender Putto dargestellt, der den rechten Arm auf einen Totenschädel stützt und in der Linken eine Sanduhr hält. Rechts von ihm ist die Devise (A) angebracht.

Maße: H. 332, B. 100, Bu. 2 (A, B), 3 (C) cm.

Schriftart(en): Fraktur. Kapitalis (A).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    VIVE MEMOR / LOETHIa) FVGIT / HORA

  2. B

    Zw christliebendem angedencken weÿlandt des Ehrnhafften / vnd Fürachtbarn Johann peter zwengels Khaÿserlichen Notarien vnd / Stattschreibers alhie auch Edlen Ehrentugentreichen Ursulae von / Bernholdt seiner Ehlichen Hausfrawen vnd deren lieben Kindern Viti / Balthasar vnd Veronicen welche allesampt im Herren alhie / ruhendt Christsellger vfferstehung zum ewigen Leben erwarten / Ist gegenwertiges Epitaphium von deroselben Geschwisterigen vnd nechsten / anuerwandten allhie vff vnd angestelt worden Anno Domini 1576b)

  3. C

    Aus Gottes wort deine sterblicheitO menschen kindt bedenck allzeÿtGlaubensgwisz durch christum seeligkeÿtSuch endec) mit buesfertigkeÿt:Dann dieses leben wie Blümlein zartHinfällig schnell menschlicher artDessn wir Ehe[Leu]d mit kindern kleinDesn ge[nan]dt [all]s a[ug]enscheinRuhen alhie [....] in gotts barmherzigkheÿt[....] standes gebirtig [. . .]kheÿt[. . .]heÿt[. . .]

Übersetzung:

(A) Lebe eingedenk des Todes, die Stunde flieht.

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Wappen:
Zwengel;1) Bernhold.2)

Kommentar

Die Jahreszahl 1576 bezieht sich offenbar auf die Errichtung des Epitaphs durch die Geschwister und Verwandten der Familie Johann Peter Zwengels.3) Wann er, seine Frau und ihre drei Kinder starben, geht aus der Inschrift nicht hervor. Vermutlich liegt aber kein großer Zeitraum zwischen dem Tod Johann Peter Zwengels und der Errichtung des Epitaphs.

Textkritischer Apparat

  1. Der Befund OE ist nicht eindeutig. Möglicherweise wurde der Buchstabe zunächst verhauen und dann korrigiert.
  2. Die letzten drei Worte sind durch einen Freiraum vom übrigen Text der Zeile abgetrennt.
  3. Die beiden Worte sind ohne Trennung aneinander geschrieben.

Anmerkungen

  1. Schräggelegte Schmiedezange, der Figur nach oben begleitet von zwei Rosetten; zur Schmiedezange vgl. Azzola/Bormuth, Handwerkszeichen der Hufschmiede 570.
  2. Geteilt, oben ein wachsender gekrönter Löwe; die Identifizierung des Wappens und die richtige Lesung des Namens verdanke ich Herrn Dr. Harald Drös, Heidelberg.
  3. Die Angabe bei Herchenröder, Kdm. 127, das Epitaph sei 1676 errichtet worden, beruht offenbar auf einem Lesefehler.

Nachweise

  1. Scholz, Inschriften 71, Nr. 22 mit Abb.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 230 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0023006.