Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 208 Dieburg, Katholische Wallfahrtskirche St. Maria 1564, 1573

Beschreibung

Epitaph des Philipp Groschlag von Dieburg und seiner Frau Maria Wolf von Sponheim. Das Ädikula-Epitaph aus rotem Sandstein steht heute an der Westwand im südlichen Querschiff. Auf den die Inschriftentafel rahmenden Pilastern sind jeweils acht Wappen mit Beischriften angebracht. Der erste Text auf der Inschriftentafel ist die Grabinschrift für Philipp (A). Darunter folgen drei Bibelzitate (B – D), die durch eine Palmette von der Grabinschrift für Maria (E) getrennt sind. Unter Marias Inschrift befinden sich drei weitere Bibelzitate (F – H). Durch einen Architrav abgesetzt folgt über der Inschriftentafel der Giebel, der ein Medaillon mit zwei Vollwappen trägt. Das Epitaph weist erhebliche Abwitterungsschäden auf, die zu Textverlust geführt haben. Bei den Wappen sind die Beischriften auf der linken Seite außer beim ersten Wappen völlig abgewittert, und auch die Schildbilder haben stark gelitten. Die Texte wurden nach der Abschrift Würdtweins ergänzt, der allerdings weder die Bibelzitate (F – H), noch die Wappenbeischriften überliefert. Als Worttrenner wurden Quadrangeln verwendet.

Ergänzt nach Würdtwein.

Maße: H. 347, B. 153, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    [I]M IAR DES HERN CHRISTI 1564 VFF MONTAG / [D]EN 28 FEBRVARII ZWISCHEN 4 VND 5 VHREN DES / [M]ORGENS IST DER EDELE VND ER[ENVESTE] PHILIPS / GROSCHLAGK ZV DIEPV[RG SEINES ALTERS] IM 41 IARE / SELIGLICH AVS D[IESEM IAMMERTHAL ABGES]CHIEDEN / DER [SEEL GOTT GNAD VERLEŸHE]

  2. B

    [IOB · 19 ·] / ICH WEIS [DAS MEIN ERLÖSER LEBE] VND / MICH [WIEDERVM AVS DER ERDEN HERVORRVFEN WIRD]1)

  3. C

    [ROM · 14 · / LEBEN WIR, SO STERBEN WIR DEM HERRN] STERBEN / [WIR, SO LEBEN WIR DEM HERRN, DARV]MB WIR / [LEBEN ODER STERBEN, SO SEYND WIR D]ES HERRN2)

  4. D

    [ICH LIEG VND SCHLAFE GANTZ] MIT FRIEDEN3)

  5. E

    [IM IAHR DES HERRN] 1573 · VFF / [MONTAG NACH CA]NTATE DEN 20 APRILISa) / [IST DIE EDLE VND T]VGENDHAFTIGE FRAWE / M[ARIA GEB]ORN WOLFFIN VON SPANHEIM / [OBGEMELTES P]HILIPS GROSCHLAGK SELIGEN / [NACHGEL]ASSENE WITWE IN GOTT ENTSCH=/[LAFFEN]

  6. F

    ESAIAS · 25 · / [ABER DEINE] TODTEN WERDEN LEBEN, VND MIT / [DEM LEIC]HNAM AVFFERSTEHEN4) ·

  7. G

    PHILIPP · 1 · / [DENN CHRISTVS] IST MEIN LEBEN, VND STERBEN / [IST MEIN] GEWINN5) ·

  8. H

    PSALM · 90 · / [LEHRE] VNS BEDENCKEN ZV STERBEN, AVF / [DAS WIR KLVG] WERDEN6) ·

  9. Erhaltene Beischriften 
    [GRO]SCHLAK, [. . .];7) WOLFFIN, [W]ALDERDO[RF], [. . .],8) [B]RENDEL, SPOR,9) HILCHEN, FLACH, REIFFENBVRGK. 
Wappen:
Groschlag von Dieburg; Wolf von Sponheim; Groschlag von Dieburg, Obentraut, Cleen, Hohenstein, Weingarten, unkenntlich (möglicherweise Heuchelheim), Sachsenhausen, Ulner von Dieburg; Wolf von Sponheim, Walderdorf, Koppenstein, Brendel von Homburg, Spor, Hilchen von Lorsch, Flach von Schwarzenberg, Reifenberg.

Kommentar

Der schlechte Erhaltungszustand des Denkmals läßt einen paläographischen Vergleich zwischen den Inschriften nicht zu, weshalb eine genaue Klärung des Entstehungszeitraums nicht möglich ist. Entweder wurde das Epitaph nach dem Tode Philipps 1564 zunächst nur mit den ersten vier Inschriften (A) – (D) gefertigt und die Inschriften für Maria (E) – (H) wurden bei ihrem Tod 1573 nachgetragen oder das gesamte Denkmal wurde erst 1573 geschaffen. Diese Möglichkeit hat die größte Wahrscheinlichkeit für sich, während eine Entstehung des Epitaphs mit allen Inschriften im Jahr 1564 und ein Nachtrag der Todesdaten für Maria im Jahr 1573 kaum vorstellbar sind. Das Tagesdatum [MONTAG NACH CA]NTATE DEN 20 APRILIS füllt eine ganze Zeile, und die im zweiten Teil noch gut lesbaren Buchstaben der Zeile stehen weder besonders gedrängt, noch weit auseinander und besitzen auch die gleiche Größe wie die Buchstaben der Zeilen darunter.

Philipp war ein Sohn des Heinrich Groschlag und der Katharina von Obentraut.10) Seine Frau Maria war eine Tochter des Philipp Wolf von Sponheim und der Liebmund von Walderdorf.11)

Textkritischer Apparat

  1. Möller, Stammtafeln NF II, Taf. LXII gibt den 10. April als Todestag an.

Anmerkungen

  1. Ijob 19,25.
  2. Röm 14,8; der Text lautet allerdings bei Luther: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn, ...“.
  3. Ps 4,9.
  4. Jes 26,19.
  5. Phil 1,21.
  6. Ps 90,12 (Hebr).
  7. Die übrigen Wappenbeischriften auf dieser Seite sind unkenntlich.
  8. Die Beischrift ist unkenntlich.
  9. Statt Spor müßte hier nach Humbracht, Stammtafeln 154, wieder das Wappen Brendel von Homburg stehen.
  10. Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXXVIII; zu Heinrich vgl. Nr. 183.
  11. Möller, Stammtafeln NF II, Taf. LXII.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 287 (A – E).

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 208 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0020804.