Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 182 Ernsthofen, Evangelische Kirche 1547

Beschreibung

Epitaph des Philipp von Wallbrunn. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute innen an der Südwand des Chores. Die Inschrift läuft zwischen Linien um. Als Worttrenner wurden Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen verwendet. In den vier Ecken ist je ein Medaillon mit einem Vollwappen angebracht, und ein weiteres, reliefiertes Vollwappen befindet sich oben im Feld unter einem auf Pilastern ruhenden Rundbogen.

Maße: H. 207, B. 111, Bu. 6,5.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. AN(N)O D(OMI)NI 1 · 5 · 47 / DEN · 30 · SEPTEBERa) · IST · IN · GOT · VERSCHEIDEN / DER · EDEL · VND · EHR/VESTa) · PHILIPSb) · VON · WALBRVN · DEM · GOT · GNADc)

Wappen:
Wallbrunn; Venningen, Windeck; Carben, Volrad von Seligenstadt.1)

Kommentar

Die Inschrift ist in einer sorgfältig gestalteten Kapitalis ausgeführt, und die Wappen sowie die Architekturelemente sind sauber ausgearbeitet. Obwohl das Denkmal die Form einer Grabplatte besitzt, war es vermutlich als Epitaph und als Ergänzung zu der eher bescheiden gearbeiteten Grabplatte Philipps2) gedacht. Rudolf Kunz ging allerdings von der Existenz zweier Grabplatten aus, da er die ungewöhnliche Anordnung der Wappen auf dem Epitaph mit der fehlerhaften Vertauschung der Wappen der väterlichen und der mütterlichen Seite erklärte, die die nachträgliche Fertigung einer zweiten Platte bedingt habe.3) Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine erweiterte Ahnenprobe mit fünf Wappen, die mit dem Vollwappen im Feld beginnt, wodurch sich die Anordnung der übrigen Wappen entsprechend verschiebt.4) Damit entfällt der von Kunz angeführte Grund, auch dieses Denkmal als Grabplatte zu betrachten.

Textkritischer Apparat

  1. Sic, da kein waagerechter Kürzungsstrich mit Ausbuchtung wie in der ersten Zeile vorhanden ist.
  2. I über den Balken des L gestellt.
  3. Friedrichs 39 ordnet diese Inschrift irrtümlich der in gotischer Minuskel ausgeführten Grabplatte für Philipp zu.

Anmerkungen

  1. Im geteilten Schild oben ein Spitzenschildhaupt, vgl. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 222.
  2. Zur Person vgl. die vorangehende Nr.
  3. Kunz, Stammtafel 154, Anm. 17; ihm folgt Scior 132, Anm. 282.
  4. Das Wappen Volrad von Seligenstadt ergibt sich daraus, daß Hans V. von Wallbrunn Agnes von Carben heiratete, eine Tochter Ruprechts und seiner ersten Frau Elisabeth Volrad von Seligenstadt, vgl. Kunz, Stammtafel 153 mit Taf. 1 und 2.

Nachweise

  1. Retter, Hess. Nachrichten II 190.
  2. Franck, Miscellen 169.
  3. Scior, Herren von Wallbrunn 132 mit Abb.
  4. Friedrichs, Kirche 39.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 182 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0018207.