Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 170 Groß-Umstadt, Rodensteiner Str. 3 1540

Beschreibung

Namensinschrift auf einem Wappenstein am ehemaligen Rodensteiner Hof. Die aus rotem Sandstein gefertigte Wappentafel ist rechts neben der Toreinfahrt eingemauert. Im halbrunden Giebel der ädikulaförmigen Tafel ist auf einem Spruchband die Jahreszahl angebracht. Anstelle des Gebälks steht eine Inschriftentafel, und im Bildfeld befinden sich zwei nebeneinander gestellte reliefierte Vollwappen. Auf dem Gesims, dem rechten Rahmenpilaster und der linken Bekrönungskugel ist jeweils dasselbe Steinmetzzeichen (Nr. 8) vorhanden. Ein weiteres Steinmetzzeichen (Nr. 9) ist auf der rechten Bekrönungskugel eingeritzt. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen.

Maße: H. 149, B. 109, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. 1540 // otto · von · boyneburck · anna · von / boyneburck · geborn · schelm · vo(n) · berge(n)

Wappen:
Boineburg; Schelm von Bergen.

Kommentar

Die Minuskel ist von handschriftlichen Schreibgewohnheiten der Zeit beeinflußt. Das b zeigt zwei runde Bögen, so daß es wie ein verkleinertes Majuskel-B aussieht. Das c ist ebenso wie der Bogen des h rund. Die Unterlänge des g ist nach links bis zum unteren Teil des sehr kurzen gebrochenen Bogens hinaufgezogen. Der obere Schrägbalken des k wird in einer Rundung zur Haste zurückgeführt.

Otto war ein Sohn des Hermann von Boineburg und der Katharina Schlägern.1) Er ist in den Jahren 1535, 1539 und 1547 als hessischer Amtmann in Umstadt nachweisbar. Vom Januar bis zum Mai 1547 gehörte er zu den Befehlshabern in Rüsselsheim, als die Festung im Schmalkaldischen Krieg belagert wurde.2) Otto starb 1553.3) Seine Frau Anna († 1557) war eine Tochter des Balthasar Schelm von Bergen und der Margarete von Habern.4) Die Jahreszahl und die Inschrift beziehen sich vermutlich auf die Errichtung des Gebäudes im Jahr 1540.5)

Anmerkungen

  1. Humbracht, Stammtafeln 232; Buttlar-Elberberg, Stammbuch Taf. 22.
  2. Gundlach, Zentralbehörden III 30; Müller, Ortsnamenbuch 263.
  3. Ottos Grabinschrift ist erhalten, vgl. Nr. 193.
  4. Möller, Stammtafeln AF III, Taf. CXIX.
  5. Kulturdenkmäler Darmstadt-Dieburg 241.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 136.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 170 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0017001.