Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 155 Darmstadt-Arheilgen, Kirche der ev. Auferstehungsgemeinde 1. V. 16. Jh.?

Beschreibung

Namensinschrift auf einem Kelch. Der Kelch aus vergoldetem Silber besitzt einen Sechspaßfuß, einen schlanken Schaft mit Nodus und eine schlanke Kuppa. Unter dem Nodus befinden sich sechs viereckige Felder, von denen fünf jeweils einen Buchstaben der Inschrift tragen. Auf dem Rand des Fußes sind das Meisterzeichen (B) und das Beschauzeichen, das einen Löwen zeigt, angebracht.

Maße: H. 20,5, Dm. 13,5, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. A

    MARIA

  2. B

    HB

Kommentar

Das spitze A trägt einen breiten Deckbalken und einen gebrochenen Mittelbalken. Das M ist mit schrägstehenden Hasten und einem kurzen Mittelteil gebildet, und das R trägt eine gewellte Cauda. Die Schräghasten bei A und M sind stets von unten nach oben verjüngt. Die Buchstaben zeigen damit typische Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis. Vergleichbare Formen von A und R zeigt die um 1506 gefertigte Grabinschrift für Friederich von Babenhausen, vergleichbares M weisen die Kußtafel aus dem Kloster Eberbach sowie eine Heppenheimer Bauinschrift von 1506 auf.1) Der Kelch dürfte somit im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden sein, doch läßt sich eine Entstehung am Ende des 15. Jahrhunderts nicht völlig ausschließen.2) Die Meistersignatur HB und das Beschauzeichen führen in der Datierungsfrage nicht weiter. Der Löwe ist in Darmstadt das übliche Beschauzeichen,3) doch ist es weder dort noch anderswo in der Kombination mit der Meistersignatur HB nachweisbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 118; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 335 mit Abb. 115; DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 90 mit Abb. 49.
  2. Haupt 316 datiert den Kelch ohne Angabe der Kriterien „um 1500“.
  3. Scheffler, Goldschmiede 21.

Nachweise

  1. Haupt, Kdm. 316.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 155 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0015500.