Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 144 Darmstadt-Wixhausen, Evangelische Kirche 1519

Beschreibung

Namensansage, Herstellungs- und Meisterinschrift mit Gußjahr auf einer Bronzeglocke des Dreiergeläuts im Kirchturm. Die einzeilige Inschrift läuft auf der Schulter um. Sie wird oben von einem einfachen Steg und unten von einem Doppelsteg mit Zinnenfries und hängendem Blütenfries begrenzt. Der Wolm trägt einen kräftigen Grat, und der Schlagring ist mit einem Doppelsteg verziert.

Maße: H. 63, Dm. 77, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/5]

  1. SANT BLASIVS GLOCK HEIS ICHSTEFFAN ZV FRANCKFORT GOS MICH1519a)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Kapitalis zeigt relativ breite, gedrungene Buchstaben. A, M und V sind mit Linksschrägenverstärkung ausgeführt, die beim N fehlt. Die Bögen von G und O sind im Gegensatz zu den Bögen von B und C verstärkt. Beim E ist nach klassischem Vorbild der untere Balken etwas länger als der obere, der wiederum ein wenig länger als der mittlere Balken ist. Der Mittelteil des M reicht bis auf die Grundlinie. Besonders das E zeigt, daß die Buchstabenformen noch an klassischen Vorbildern orientiert sind, wenn auch die Buchstaben, die Steffan von Frankfurt 1513 für die Spachbrückener Glocke verwendete,1) dem klassischen Vorbild näher stehen. Das Formular der Inschrift und die Verzierung der Glocke sind für Steffan von Frankfurt typisch.2)

Der Namenspatron der Glocke, der hl. Blasius, zählte seit dem 14. Jahrhundert zu den 14 Nothelfern. Er ist vor allem als Helfer gegen Halsleiden bekannt, doch wurde er ebenso gegen Stürme angerufen.3) Auf diesen Umstand ist vermutlich auch die Benennung der Glocke zurückzuführen. Ob es in der dem hl. Bartholomäus geweihten Wixhausener Kirche außerdem einen Blasiusaltar gab, ist unbekannt.

Textkritischer Apparat

  1. 1712 Schaefer.

Anmerkungen

  1. Vgl. Nr. 130 mit einer kurzen Biographie Steffans; vgl. auch Bund, Glockengießer 177 – 179, der in seinem Katalog der Werke Steffans bereits darauf hinwies, daß sowohl Schaefer als auch Walter, Glockenkunde 882 die Glocke irrtümlich in das Jahr 1712 einordnen.
  2. Vgl. Nr. 130 mit weiteren Belegen.
  3. Vgl. H.R. Drobner, Blasius, in: LThK 2 (1994) 519.

Nachweise

  1. Schaefer, Glockeninschriften 483.
  2. Ruhl, Darmstadt-Wixhausen 174.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 144 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0014403.