Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 105 Babenhausen, Evangelische Kirche 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Namensinschrift auf einem Reliquiar. Die Reliquienbüste aus Lindenholz steht links in der Predella des Hauptaltars. Sie ist farbig in Gold und Silber gefaßt. Auf dem Sockel ist vorne in schwarzer Farbe eine Inschrift aufgemalt worden. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. Die Schrift weist starke Restaurierungsspuren auf.

Maße: H. 43, B. 43, Bu. 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/5]

  1. s(ancta) · felicites · sa) ·

Kommentar

Die voll ausgeprägte gotische Minuskel ist im Vierlinienschema geschrieben. Aufällig ist das s, bei dem die beiden Bögen in Richtung des Diagonalstrichs verschoben und die äußeren Bogenenden stark reduziert sind, wodurch ein fast kastenförmiger Buchstabe entsteht. Die Buchstabenformen sowie die weichen Gesichtszüge der Heiligen und der Faltenwurf ihres Kopftuches sprechen für eine Entstehung der Büste in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Sie ist somit älter als der Altar und nicht für ihn geschaffen worden.1)

Dargestellt ist wohl die römische Märtyrerin Felicitas, die angeblich unter Kaiser Mark Aurel zusammen mit ihren sieben Söhnen im Jahr 162 hingerichtet wurde. Die Authentizität ihrer Passio ist umstritten.2)

Textkritischer Apparat

  1. Hinter dem Worttrenner folgen die schwach erkennbaren Buchstaben Wit. Das W ist kapital und dürfte somit ebenso wie die beiden anderen Buchstaben, bei denen keine Brechungen zu erkennen sind, kaum zeitgenössisch sein. Das folgende s steht möglicherweise wiederum für s(ancta).

Anmerkungen

  1. Zum Altar vgl. Nr. 154.
  2. K. Hahn, Felicitas und ihre sieben Söhne, in: LCI 6 (1974) 221 f.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 24, Abb. 20.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 105 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0010500.