Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 101 Ernsthofen, Evangelische Kirche, aus Klein-Bieberau 1500

Beschreibung

Spruchinschrift, Namensinschriften sowie Meister- und Herstellungsinschrift mit Gußjahr auf einer Glocke. Die bronzene Glocke befand sich ursprünglich in der Kapelle von Klein-Bieberau. Im Jahr 1673 ließ Adam von Wallbrunn sie nach Ernsthofen bringen.1) Die Spruchinschrift (A) läuft zwischen Stegen auf der Schulter um. Der untere Steg trägt einen hängenden Bogenfries mit Blütenornament. Unterhalb des Steges sind auf der Flanke die Symbole der vier Evangelisten mit Namensbeischriften (B–E) angebracht. In derselben Höhe befindet sich ein rechteckiges Medaillon mit der Verkündigung an Maria, darunter eine Buchstabenfolge (F) sowie ein Wappen. Der Schlagring trägt die Meisterinschrift (G).

Maße: H. 78, Dm. 77, Bu. 3,5 (A), 0,5 (B–E), 2,5 (F), 2 (G) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    + yn ere sant Antho(n)y vnd s(ant) veltin bin ych gegosze(n)die gnad maria yst zv vns geflosze(n)a(nn)oa) xvcb)

  2. B

    s(anctus) mateus

  3. C

    s(anctus) [marcus]c)

  4. D

    s(anctus) lucas

  5. E

    s(anctus) iohannes

  6. F

    h v w h r s sd)

  7. G

    conrat von westerbvrgk gosz mich zv meinsz

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Wallbrunn.2)

Kommentar

Die Kapelle in Klein-Bieberau besaß zwei Altäre, die den Heiligen Antonius und Valentin geweiht waren.3) Zur Ehre dieser beiden Patrone wurde auch die Glocke geweiht.

Conrad von Westerburg ist von 1469 – 1516 durch Eintragungen im Mainzer Zunftbuch nachweisbar.4) Die Glocke für Klein-Bieberau goß er im Jahr 1500 in Mainz.

Textkritischer Apparat

  1. o klein und hochgestellt.
  2. azu Scior, Friedrichs.
  3. Die Buchstaben sind bis zur Unkenntlichkeit abgerieben.
  4. Die ersten drei Buchstaben sind vielleicht zu hans von walbrun aufzulösen. Die übrigen Buchstaben könnten als Abkürzungen für eine Devise stehen; zu Hans VII. von Wallbrunn vgl. Nr. 141.

Anmerkungen

  1. Hassia sacra V 75; Scior 134.
  2. Drei Wecken 2:1.
  3. Herchenröder, Kdm. 177.
  4. Fritzen, Glockengießer 85 f.; zu seiner Bedeutung als Glockengießer vgl. jetzt Poettgen, Rezension zu H. Foersch, Limburger Glockenbuch 248.

Nachweise

  1. Schaefer, Glockeninschriften 487.
  2. Walter, Glockenkunde 714 (G).
  3. Scior, Herren von Wallbrunn 133.
  4. Friedrichs, Kirche 41.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 101 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0010104.