Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 53 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche um 1470

Beschreibung

Wandmalereiinschrift als Beischrift zur Darstellung der Umarmung (amplexus) des Bernhard von Clairvaux durch Christus an der Südwand in der Sakristei. In der Mitte des Bildes neigt sich Christus vom Kreuz herab zu dem rechts neben ihm knienden Bernhard und umfaßt ihn an den Oberarmen. Bernhard umarmt mit ausgestreckten Armen die Brust Christi. Statt der weißen Zisterzienserkukulle trägt Bernhard hier einen schwarzen Habit. Die gesamte Darstellung ist von einem weißen Schriftband umrahmt, das die Inschrift trägt. Das B am Anfang ist in roter Farbe, alle anderen Buchstaben sind in schwarzer Farbe gemalt. Sie sind jedoch so stark verblaßt, daß sich der Inhalt der Inschrift nicht mehr rekonstruieren läßt. Bei der links neben dem Kreuz knienden kleinen Gestalt im Priestergewand handelt es sich möglicherweise um den Stifter. Über ihm ist ein weiteres Schriftband vorhanden, von dessen Inschrift nichts mehr zu erkennen ist. Unter dem Bild befindet sich eine Wandnische, deren Giebel in die Bildzone hineinragt, ohne sie zu stören. Auf dem Giebel ist das Jesusmonogramm (B) angebracht.

Maße: Bu. 4 (A), 9 (B) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    Bernhard Ecce [. . .] s[....]p[.......] d[. . .]

  2. B

    ih(esu)s

Kommentar

Die Malerei gehört zu dem Ausstattungsprogramm der Sakristei, deren Wände ursprünglich wohl alle mit Heiligendarstellungen versehen waren. Erhalten sind jedoch nur noch die Malereien der Nord-und der Südwand. Die Bilder wurden vermutlich unmittelbar nach der Fertigstellung der Sakristei um 1470 geschaffen.1)

Die erste Vita Bernhards erzählt, ihm sei, als er vor dem Altar betete, ein Kreuz erschienen, von dem sich Jesus herabneigte und Bernhard umarmte.2) Die Darstellung dieses Wunders ist neben der Darstellung Bernhards mit der Erscheinung Marias als „Doctrina“ oder als „Lactatio“ die wichtigste Einzelszene für seine Ikonographie. Sie ist nördlich der Alpen ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar.3)

Anmerkungen

  1. Zum Programm und zur Datierung vgl. die vorangehende Nr.
  2. S. Bernardi vita prima VII,7 (Migne PL 185, 419 f.).
  3. C. Squarr, Bernhard von Clairvaux, in: LCI 5 (1973) 371 – 385, hier 376 und 378 f.

Nachweise

  1. Keller, Gross-Umstadt 85.
  2. Herchenröder, Kdm. 123.
  3. Scholz, Inschriften 79, Nr. IV.
  4. Sommer, Vom späten 15. zum 20. Jahrhundert 32, Abb.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 53 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0005305.