Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 34 Dieburg, Katholische Pfarrkirche 1442
Beschreibung
Grabplatte Hartmanns III. Ulner von Dieburg. Die Platte aus rotem Sandstein ist heute außen in der Nordwand eingemauert. Die Inschrift läuft auf dem Rand um. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen. In der Mitte des eingetieften Feldes ist in flachem Relief ein quadriertes Vollwappen mit der Ahnenprobe Hartmanns angebracht. Die in den vier Ecken des Feldes befindlichen Wappenschilde zeigen die Ahnenprobe für Hartmanns Frau. Die linke Leiste und das Vollwappen zeigen starke Abwitterungsspuren.
Maße: H. 220, B. 95, Bu. 8,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ anno · d(omi)ni · m · cccc / · xxxxii · feria · sextaa) · ante · georgii · obiit · / + hartmanvs · vlner / · armiger · de · [diep]vrg · cvivs · anima · req(vi)escat i(n) pa(ce)
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1442, am Freitag vor (dem Fest des heiligen) Georg (20. April) starb der Edelknecht Hartmann Ulner von Dieburg, dessen Seele in Frieden ruhen möge.
Ulner von Dieburg1)/Buches/Fetzer von Rimbach/Schultheiß von Weinheim.2) |
Kämmerer von Worms gen. von Dalberg,3) Sneberg von Wartenberg;4) Beuser von Ingelheim,5) Swende von Weinheim.6) |
Textkritischer Apparat
- tertia Herchenröder.
Anmerkungen
- Eine dreitürmige Burg mit je drei spitzen Zinnen auf den Türmen; Helmzier: Tonkrug ohne Henkel.
- Quadrierter Schild, aus vier Ahnenwappen zusammengesetzt: 1. Ulner von Dieburg, 2. Buches, 3. Fetzer von Rimbach, 4. Schultheiß von Weinheim; die Anordnung der Wappen entspricht nicht dem üblichen Schema. Buches müßte an 3., Fetzer an 4. und Weinheim an 2. Stelle stehen.
- Unter Spitzenschildhaupt 6 Lilien.
- Ein Balken, begleitet von drei (2:1) Kugeln.
- Durch die Abwitterung ist heute nur noch ein Kreuz erkennbar. Das übliche Wappen ist ein in zwei Reihen geschachtes Kreuz.
- Schrotleiter, begleitet von acht Schindeln.
- Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXXVII, der jedoch irrtümlich 1440 als Todesjahr Hartmanns angibt; Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXV.
- Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXXVII.
- Vgl. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 21 mit Abb.; die Grabplatte zeigt die Wappen Weinheim und Fetzer.
Nachweise
- Herchenröder, Kdm. 59.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 34 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0003408.
Kommentar
Hartmann war ein Sohn des Anselm Ulner von Dieburg und der Else Fetzer von Rimbach. Er war mit Adelheid Kämmerer von Worms verheiratet.7) Während ihre Ahnenprobe auf dem Stein unproblematisch ist, bedarf die Ahnenprobe für Hartmann einer Erläuterung. Laut Möller8) heiratete Hartmanns Vater Anselm, dessen Mutter eine von Buches war, Elisabeth Fetzer von Rimbach, deren Mutter eine unbekannte von Weinheim gewesen sein soll. Nachweislich war Elisabeth Fetzer jedoch mit Johannes Schultheiß von Weinheim verheiratet, der 1367 starb.9) Wäre Elisabeths Mutter auch eine von Weinheim gewesen, so wäre eine derartig enge Verwandtenehe zumindest ungewöhlich, wenn sie auch nicht völlig ausgeschlossen werden kann. In diesem Falle müßte Elisabeth Anselm Ulner in zweiter Ehe geheiratet haben. Wahrscheinlicher ist aber, daß Anselm eine Tochter aus der Ehe des Johannes Schultheiß von Weinheim mit Elisabeth Fetzer heiratete. Warum die Wappenanordnung nicht nach dem üblichen Schema erfolgte, bleibt jedoch in jedem Fall unklar.