Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 32 Ueberau, Evangelische Kirche 1438

Beschreibung

Grabplatte der Barbara von Massenbach. Die Platte aus rotem Sandstein ist heute innen in der Nordwand des Turmuntergeschosses eingemauert. Die Inschrift läuft auf dem Rand um, und in den vier Ecken der Leisten ist als Zier jeweils ein Quadrangel angebracht. Im kastenförmig eingetieften Feld ist die Figur einer Frau in zeitüblicher Tracht mit gefalteten Händen und einem Rosenkranz dargestellt. Neben ihrem rechten Bein befindet sich in der linken unteren Ecke ein Wappen. Die linke und die rechte Leiste sowie die Figur zeigen erhebliche Abwitterungsspuren.

Maße: H. 183, B. 82, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. Anno d(omi)ni mo cccco / xxxviii p(ro)[xi(m)]aa) die p[ost] festu(m) s(anc)tib) thome app(osto)li / obiit barb(ar)a de m/assen[ba]chc) hic sepu[ltad) cui(us)] a(n)i(m)a r(e)quies(ca)te) i(n) pace

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1438, am Tag nach dem Fest des heiligen Apostels Thomas (22. Dezember) starb Barbara von Massenbach, die hier begraben wurde. Ihre Seele möge in Frieden ruhen.

Wappen:
Massenbach.1)

Kommentar

Die Minuskel ist unregelmäßig gehauen. Trotz erkennbarer Vorlinierung stehen die Buchstaben nicht auf einer Linie. Der obere Bogen des doppelstöckigen a wird in Hastenstärke als Schräglinie auf die linke Haste geführt, wodurch vor allem an den stark abgetretenen Stellen der Eindruck eines einstöckigen a entsteht. Beim m für millesimo ist die linke Haste oben nach rechts gebrochen und die rechte Haste verjüngt sich nach unten ohne Brechung an den Hastenenden. Das gleiche m erscheint in der Jahresangabe auf der Grabplatte des Conrad Sinolt (?) in Ueberau.2) Seine Inschrift zeigt außer in anno auch ein vergleichbares a. Parallelen zwischen den beiden Inschriften ergeben sich auch in der Verwendung des im 15. Jahrhundert sonst seltenen hic sepultus / hic sepulta. Zudem zeigen beide Platten die gleiche kastenförmige Vertiefung, in der sich die Figur befindet. Die Platten stammen möglicherweise aus derselben Werkstatt. Bei Barbara handelt es sich vielleicht um die Frau des ein Jahr später gestorbenen Conrad Sinolt (?), doch liegen zu beiden keine weiteren Informationen vor.

Textkritischer Apparat

  1. Die unteren Hastenenden von x und i sind noch vorhanden.
  2. proxima die post festum sancti fehlt bei Hotz. Herchenröder gibt nur anno dm m / xxx ... i pace.
  3. waltenb... (wallenb.?) Hotz; am Schluß ist ch deutlich zu erkennen, während die vorangehenden Buchstaben (vier Hasten) nicht eindeutig sind.
  4. hic sepulta fehlt bei Hotz.
  5. t klein und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Zwei Balken.
  2. Vgl. die folgende Nr.

Nachweise

  1. Herchenröder, Kdm. 290.
  2. Hotz, Ueberau 19.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 32 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0003200.