Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 25 Weiterstadt, Evangelische Kirche E. 14. – 1421?
Beschreibung
Namensansage, Meister- und Herstellungsinschrift auf einer Bronzeglocke im Kirchturm. Die einzeilige Inschrift läuft auf der Glockenschulter zwischen Doppelstegen um. Als Worttrenner dienen sechsstrahlige Sterne und Rauten mit senkrecht und waagerecht ausgezogenen Zierstrichen. Auf der Flanke befinden sich vier Reliefs, die zweimal den Gekreuzigten, Maria mit dem Kind und einen Heiligen zeigen, dessen Attribute nicht mehr zu erkennen sind.
Maße: H. 60, Dm. 73, Bu. 3,2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
· · maria · heyszen · ich ·girlach · uon · franckenforta) · goys · mich ·
Versmaß: Deutsche Reimverse.
Textkritischer Apparat
- iacob von franckfort Schaefer.
Anmerkungen
- Zur Glocke für St. Bartholomäus vgl. Bund, Chronik 232; zu den übrigen Glocken vgl. Bund, Glockengießer 163 f. mit Abb. 8 – 9, bei dem die Nieder-Beerbacher Glocke (Nr. 21) und die Bleidenstädter Glocke fehlen; zu ihr vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 169 und Nr. 21, Anm. 3; zur Pfungstädter Glocke vgl. Nr. 22.
- Die Glocke in Treysa konnte nicht zum Vergleich herangezogen werden, da kein Photo vorlag.
- Bund, Glockengießer 162 f.
Nachweise
- Schaefer, Glockeninschriften 482.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 25 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0002509.
Kommentar
Die älteste bekannte Glocke Gerlachs von Frankfurt, die er 1399 für St. Bartholomäus in Frankfurt goß, wurde bereits 1524 umgegossen, so daß heute noch sechs Glocken des Meisters in Nieder-Beerbach (1402), Treysa (1403; Schwalmstadt, Schwalm-Eder-Kreis), Groß-Ostheim (1405, Lkr. Aschaffenburg), Bleidenstadt (1411), Pfungstadt (1412) und Weiterstadt vorhanden sind.1) Sowohl die Glockenformen als auch die Buchstabenformen dieser Glocken2) zeigen keine nennenswerten Unterschiede. Die beiden deutschen Inschriften der Pfungstädter und der Weiterstädter Glocken weisen bei identischem Formular nur leicht abweichende Schreibweisen auf. Allerdings sind die Nieder-Beerbacher und die Weiterstädter Glocke stärker verziert als die beiden anderen Glocken. Sie besitzen vier Reliefs, und die Inschriften sind durch Doppelstege eingefaßt. Ob man daraus jedoch auf eine zeitnahe Entstehung der Weiterstädter Glocke zur Nieder-Beerbacher Glocke schließen kann, scheint fraglich. Da Gerlach nach der teilweisen Pfändung seines Besitzes 1421 nicht mehr nachweisbar ist,3) wurde die Weiterstädter Glocke wohl vor 1421 gegossen.