Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 18† Dieburg, Katholische Pfarrkirche, aus Wallfahrtskirche 14. Jh.

Beschreibung

Evangelistennamen auf einer Glocke. Sie hing ursprünglich im Turm der alten Pfarrkirche, der heutigen Wallfahrtskirche St. Maria in Dieburg, und wurde 1653 in die Pfarrkirche gebracht. Im Jahr 1929 wurde die Glocke von der Glockengießerei Hamm in Frankenthal eingeschmolzen und umgegossen. Sie mußte 1941 für Kriegszwecke abgeliefert werden und wurde zerstört.1)

Nach Ebersmann.

Maße: Dm. 100 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.2)

  1. SANCTUS MATHAEUSa) SANCTUS MARCUS SANCTUS LUCAS SANCTUS IOHANNES

Kommentar

Die Ausführung der Inschrift in gotischer Majuskel weist auf eine Entstehung der Glocke im 14. Jahrhundert hin. Die Wallfahrtskirche erhielt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts einen neuen Turm,3) und 1384 forderte Guda, die Frau des Frankfurter Glockengießers Johann (Henne) Glockengießer, die Zahlung von 50 fl. für eine Glocke von Dieburgs Bürgermeister und Baumeister.4) Da die Glocken des Johann Glockengießer alle Minuskelinschriften und einen Datierungsvermerk tragen, kann es sich bei der hier vorliegenden Glocke jedoch nicht um seine Arbeit handeln. Vielleicht gehörte die Glocke noch zum Geläut des alten Turms, da Glocken mit Majuskelinschriften, die nur die vier Evangelisten nennen, im Rhein-Main-Gebiet meist in die Zeit vor 1350 gehören,5) doch läßt sich eine spätere Entstehung nicht völlig ausschließen.

Textkritischer Apparat

  1. Die Schreibweise mit AE statt mit E ist in der fraglichen Zeit ungewöhnlich, vgl. etwa DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 32; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) Nr. 13; DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 38; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrr. 70, 71, 130, die stets nur E aufweisen.

Anmerkungen

  1. Karst, Glocken 5 – 7; Die Glocken der Stadtpfarrkirche 33 – 35.
  2. Angaben nach Herchenröder.
  3. Herchenröder 60.
  4. Bund, Glockengießer 160 – 162.
  5. Freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen, Overath.

Nachweise

  1. Ebersmann, Dieburger Kirchenglocken 30.
  2. Herchenröder, Kdm. 60.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 18† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0001808.