Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 79 Santa Maria dell’Anima, Innenhof 1525

Beschreibung

Epitaph für Bartolomeo Saliceto. Ursprünglich innen links neben dem Hauptportal, wurde es 1750 an seinen heutigen Standort an die Nordwand des Innenhofs1) versetzt (Plan Nr. 103). Ädikula aus hellem Marmor. Im Sockel zweizeiliger Grabspruch (C), darüber auf hochrechteckiger, leicht vorgesetzter profilierter Tafel Grabinschrift (B) in 19 Zeilen, flankiert von zwei überdimensionalen Putten, die gesenkte Fackeln auf einem Totenkopf löschen. Über dem Gebälk ein halbrunder Aufsatz mit der zweizeiligen Spruchinschrift (A), darüber ein Tondo mit dem Porträt des Verstorbenen.

Maße: H. ca. 320, B. 156, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Santa Maria dell’Anima, Rom (Dr. Ingo Seufert) [1/2]

  1. A

    • EN • QVO • / • TANDEM •

  2. B

    BARTHOLOMEO SALICETO / BONONIEN(SI) / QVEM OB EIVS PRAESTANTEM / IN OMNI GENERE / VIRTVTIS ANIMVM / MIRARI / MAGIS QVAM / LAVDARE LICET / IN QVO FIDES ET RELIGIO / CVM DOCTRINA / CERTABANT / VIX(IT) ANN(OS) LXXVII D(IES) X / ALEXANDER FARNESIVS ET / ANDREAS DE VALLE S(ANCTAE) R(OMANAE) E(CCLESIAE) / CARD(INALES)a) AC / VIANESIVS ALBERGATVS / BONONIENS(IS) / AMICO / INCOMPARABILI / POSVERVNT / MDXXV

  3. C

    SCIRE SAT SALICETVS HIC SEPVLTVS / SOCRATEM PERISSE BIS PVTATOb)

Übersetzung:

(A) Sieh! Wohin schließlich? – (B) Für Bartolomeo Saliceto aus Bologna, den man wegen seiner vorzüglichen Geisteskraft in jeder Hinsicht mehr bewundern als loben darf, in dem Treue und Gewissenhaftigkeit mit Gelehrsamkeit stritten; er lebte 77 Jahre und 10 Tage. Alexander Farnese und Andreas della Valle, Kardinäle der heiligen römischen Kirche und Vianesio Albergati aus Bologna haben ihrem unvergleichlichen Freund (dieses Denkmal) errichtet (im Jahr) 1525. – (C) Es genügt zu wissen, dass Salicetus hier begraben liegt; du sollst glauben, dass Sokrates ein zweites Mal gestorben ist!

Kommentar

Die gleichmäßig ausgeführte, weitspationierte Kapitalis zeigt als Besonderheit Schaftverlängerung am oberen Schrägschaft des N.

Der einer berühmten Bologneser Juristenfamilie entstammende Bartolomeo Saliceto (Salizetto)2) war zwischen 1503 und 1505 Sekretär in der päpstlichen Kanzlei3) und fungierte 1513 beim Konklave Leos X. als Sekretär des hl. Kollegiums. Er gehörte offensichtlich einem Freundeskreis um die beiden Kardinäle Andreas della Valle (1463-1534) und Alexander Farnese (1468-1549) – dem späteren Papst Paul III. – an, die gemeinsam mit dem ebenfalls zu einer angesehenen Bologneser Familie zählenden Vianesio Albergati4) für die Errichtung dieses eigenwilligen Denkmals sorgten. Bereits Schmidlin wies darauf hin, dass dieses besondere Aufmerksamkeit verdiene, da es sich bei dem Verstorbenen einerseits um einen Italiener handele, dessen Grabinschrift zudem „jeden religiösen Anzeichens“5) entbehre. Bartolomeo Saliceto gehörte offenbar weder der Anima-Bruderschaft an, noch sind von ihm Stiftungen zugunsten der Anima überliefert.

Textkritischer Apparat

  1. Befund CARDD.
  2. Fehlt bei Chacon.

Anmerkungen

  1. Grund war die Translozierung des Epitaphs für Kardinal Wilhelm Enckenvoirt (Nr. 98) an diese Stelle; vgl. dazu Lohninger 112 und Lib. Mort 12v.
  2. Vgl. zu ihm Bellomo, Famiglia pass.
  3. Vgl. Hofmann, Kuriale Behörden 2, 119 und Frenz, Kanzlei Nr. 372.
  4. Vgl. zu ihm Alberigo, Albergati pass. – Albergati gehörte als apostolischer Nuntius für Spanien bereits zum Gefolge Papst Hadrians VI., wurde aber später zu einem seiner schärfsten Kritiker; vgl. dazu von Höfler, Papst Adrian VI. 384f.
  5. Schmidlin 348. – Darin könnte auch der Grund gelegen haben, dass Chacon den Grabspruch nicht überliefert hat.

Nachweise

  1. Rybisch, Monumenta Taf. 53 (B).
  2. Chacon, Inscriptiones fol. 181vf.
  3. Sweertius, Selectae 32.
  4. Boxhorn, Mon. illustrium virorum S. 107 (nach Rybisch).
  5. Forster, Inschriften fol. 19v.
  6. Forcella 3 Nr. 1080.
  7. Lohninger, Anima 112 (A).
  8. Knopp/Hansmann, Anima 65 (A).

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 79 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0007909.