Inschriften: Santa Maria dell’Anima
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)
Nr. 67† Santa Maria dell’Anima 1517
Beschreibung
Grabdenkmal für Wilhelm Kreytfyschs aus Neuss am Rhein, ehemals im Boden zwischen den beiden Säulen vor der Anna-Kapelle1), heute verschollen.
Nach Galletti.
NVSSIAa) ME GENVIT RAPVIT MAVORTIA ROMABIS TRIA CVM FVERANT LVSTRA PERACTA MIHIET GENERE ATQ(VE) BONIS ANIMI NON VLTIMISb) AST HAECCONTRA LANIGERAS NIL POTVERE DEASWILHELMO KREYTFYSCHSc) QVI ESSE DESIIT QVARTO NONAS AVG(VSTI) MDXVII
Übersetzung:
Neuss hat mich hervorgebracht, es raubte mich das kriegerische Rom, als mir zweimal drei Lustren (30 Jahre) vergangen waren. Sowohl von der Abstammung als auch von den Anlagen des Geistes her war ich nicht der letzte; aber diese (= bona) vermochten nichts gegen die Göttinnen mit den (Woll)fäden (= Parzen). – Für Wilhelm Kreytfyschs, der zu leben aufhörte am vierten (Tag) vor den Nonen des August (2. August) 1517.
Versmaß: Zwei Distichen.
Textkritischer Apparat
- PRVSSIA Magalotti.
- Sic! für VLTIMVS.
- Schrader verwendet als Überschrift der Grabinschrift, von der er nur die beiden Distichen und das Todesdatum überliefert, „GVILIELMI KREITFISCH“; Schmidlin, Anima 345 ändert den Namen ohne weitere Begründung in „Kreytfuchs“.
Anmerkungen
- Lib. Mort. fol 6.
- Freundliche Auskunft von Dr. Christiane Schuchard, Schreiben vom 8. August 2012, mit Verweis auf Acta Pontificum Danica 7, Nr. 6387.
- „Mantua me genuit, Calabri rapuere …“; vgl. dazu Frings, Mantua me genuit, pass. und zu weiteren römischen Beispielen der Renaissance Kajanto, Classical and Christian 29 sowie ders. Latin verse inscriptions 54.
Nachweise
- Chacon, Romanas Epitafios fol. 225.
- Schrader, Mon. Italiae 143v.
- Galletti Nr. 408.
- Magalotti V Cap. 749.
- Forcella 3 Nr. 1072.
- NN., Inschriften fol. 318.
Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 67† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0006706.
Kommentar
Bei dem im Bruderschaftsbuch der Anima nicht verzeichneten Wilhelm Kreytfyschs dürfte es sich um den in anderen Quellen als „Wilhelmus Kintfich“ erwähnten, vor dem 17. August 1517 verstorbenen Kleriker aus dem Erzbistum Köln handeln, der sich in Rom als Papstfamiliar und im Gefolge eines Kardinals nachweisen lässt2). Zu Beginn des elaborierten Grabgedichtes wird das bekannte, von dem römischen Schriftsteller Sueton überlieferte (apokryphe) Grabepigramm Vergils variiert3).