Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 481 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul (1568)/1571

Beschreibung

Epitaph des Philipp Frei von Dehrn. Rechteckfeld mit der halbreliefierten Büste des betenden Ritters in Prunkrüstung. Hinter dem unbedeckten Haupt des Verstorbenen, der in Richtung zum Hochaltar gewendet ist, befindet sich ein drapierter Vorhang. Auf den beiden flankierenden Pilastern je zwei Wappen mit Beischriften sowie Girlandenschmuck und Vanitassymbole: links ein Stundenglas, rechts ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen. Unter dem Bildfeld querechteckiges Schriftfeld mit vierzeiliger Grabinschrift (A), auf der oberen Leiste Altersangabe des Verstorbenen (B), auf dem Untersatz Jahreszahl (C). Im Giebel plastisches Vollwappen und Meistersignatur (D), auf dem Rahmen oberhalb der Figur Jahreszahl (E). Erneuerte Farbfassung: grauer Grundanstrich, Rüstungsteile, Inkarnat und Ornamente farbig gefaßt bzw. vergoldet, Wappen tingiert, Schrift schwarz ausgemalt. Sehr guter Erhaltungszustand.

Maße: H. gesamt ca. 230, B. 125, Schriftf. H. 22,5, B. 87, Bu. 2,5-3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/6]

  1. A

    ANNO DOMINI · 1568 · DEN · 23 · MARTII IST IN GOTT SELIG=/LICH VERSTORBEN DER EDEL VND ERNVEST PHILIPPVS / FREY VON DHERN DERO SELEN GOTT DER ALMECHTIG / IN EWIGKEIT PFLEIGEN WIL AMEN

  2. B

    AETATIS SVAE 37a)

  3. C

    15 · 71b)

  4. D

    · H(ANS) · R(VPRECHT) · H(OFFMANN) · / 1571

  5. E

    · ANNO DOMINI · M · D · LXXI ·

  6. Wappen mit Beischriften: 
    DHERNc); DHERN, LINDAW; ELTZ, WOLFFSKEL. 
Wappen:
Frei von Dehrn.
Frei von Dehrn Eltz
Lindau Wolfskehl

Kommentar

Hans Ruprecht Hoffmann (†1616),1) war Schüler Dietrich Schros und empfing Anregungen aus der Antwerpener Bildhauerwerkstatt des Cornelis de Vriendt (Floris) und niederländischen Stichen. Die Trierer Weinzapfliste nennt Hoffmann 1568 „Ropricht bildhawer“.2) Somit gehört das Eltviller Dehrn-Epitaph zu den frühen Werken Hoffmanns, der 1570-72 mit der Trierer Domkanzel3) ein in Bildschmuck und Ornament detailreicheres Werk schuf. Bei der Schrift erweisen sich die vornehmlich schleifenförmigen Verlängerungen der Hasten in der letzten Textzeile, das spitze A mit deutlicher Linksschrägenverstärkung und die verlängerte, teilweise auch schleifenförmig ausgezogene Schräghaste beim N als Charakteristika Hoffmannscher Schriftgestaltung.4)

Philipp Frei von Dehrn, Sproß der einst auf Burg Dehrn an der Lahn ansässigen, ehemals edelfreien, seit dem 14. Jahrhundert durch Heirat nur noch ritterschaftlichen Familie von Dehrn,5) wurde um 1531 als Sohn seines gleichnamigen Vaters und der Anna von Eltz zu Langenau, Tochter Johanns von Eltz und der Dorothea Wolfskehl von Vetzberg, geboren.6) 1551 noch als unmündig bezeichnet, starb er unverheiratet und kinderlos in dem Familiensitz zu Eltville.7)

Textkritischer Apparat

  1. Bei Helwich folgt hier Jahr; nicht am Original, stattdessen ein Schmuckmotiv.
  2. 7 verwechselbar mit 9, ungleich der 7 in (B).
  3. Frei von Dehrn.

Anmerkungen

  1. Zu seinem Werk immer noch grundlegend Franz Balke, Über die Werke des kurtrierischen Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann (†1616). Trier 1916, der allerdings das Eltviller Werk nicht erwähnte. Heubach, Renaissancegrabmäler 86f. sah stilistische Bezüge zum Werk Dietrich Schros, die er aus dem Schülerverhältnis erklärte. Anne-Marie Zander, Über Geburtsort und Lehrmeister des kurtrierischen Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann. In: Kurtrier. Jb. 16 (1976) 38f.
  2. Ebd. 94.
  3. Vgl. hierzu Balke 11-24, Abb. 1, 2, 4, 6, 8, 10.
  4. Vgl. DI Trier (in Vorbereitung) Einleitung.
  5. Vgl. hierzu Gensicke, Die Frei von Dehrn 175-192.
  6. Ebd. 180 Nr. 37.
  7. Zu diesem seit 1559 der älteren Linie der Familie Frei von Dehrn zugeteilten Haus (heute Burg Crass) und den dazu gehörigen Liegenschaften vgl. ebd. 190; auch Meuer, Burg Craß; Kratz, Eltville I 55-61 und Mielke, Geschichte Frei von Dehrnscher Hof.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 244.
  2. Zaun, Landkapitel 40.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 239.
  4. Heubach, Renaissancegrabmäler 87.
  5. Kdm. 138 Nr. 4.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 481 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0048109.