Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 478 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin (1560)/1571

Beschreibung

Epitaph für Dieter von Hohenstein und seine Ehefrau Katharina, an der südöstlichen Chorwand. Dreizoniger Aufbau, Sandstein. Hochrechteckiges Mittelfeld mit den halbplastisch ausgeführten Figuren des knienden Ehepaares in Adoration vor dem zwischen ihnen stehenden Kruzifix. Links der Ritter in Vollrüstung auf liegendem Löwen, der Helm mit offenem Visier neben dem Kreuzfuß, rechts seine Ehefrau im langen Kleid mit Puffärmeln und Haube. Der Titulus (C) ist nicht auf dem Kreuzesstamm angebracht, sondern auf dem Gesims darüber eingehauen. Dieses trägt acht Ahnenwappen mit Beischriften. Im Aufsatz die Vollwappen des Ehepaares, außen von Delphinen flankiert, darüber Dreiecksgiebel mit geflügeltem Puttenkopf. Achtzeilige deutsche Grabinschrift (A) auf dem querrechteckigen Sockel im rechten Feld, neunzeiliges lateinisches Grabgedicht (B) links daneben. Neuere Farbfassung, Buchstaben rot ausgemalt.

Maße: H. ca. 350, B. 149, Bu. 1,8-3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/7]

  1. A

    ANNO · D(OMI)NI · 1 · 5 · 71 · DEN · 23 · FEBRVARII · STARB · IN GOT / SELIGLICH DER · EDEL · VND · ERNVEST · DIETHER · VON / HOENSTEIN · ZVVOR · IM · IAR · 15 · 60 · DEN · 24 S(E)PT(E)M(BRIS), / WAR DIE · EDEL · VND · THVGENDHAFT · FRAV KATARINA / GEBORNE RODIN · SEIN · EHELICHE · HAVSFRAV · INN GOT, / VERSCHIEDEN · DEREN BEIDEN · VND · ALLENN CHRIST=/GLAVBIGEN · SEELEN · DER ALMECHTIGE · EIN FROLICHE / AVFERSTEHVNG · VERLEIHEN WOLLE · AMEN

  2. B

    · D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · STEM(M)ATA QVID GENERIS PROSVNT? QVID GLORIA MARTIS QVAM RETVLI IN CASTRIS CAROLE (QVINTE)a) TVIS · QVID COM(M)ISSA MIHI SPIRENSI A PRAESVLE PACIS MVNIA? QVID CHARAE CONIVGIS ARCTA FIDES? CESSIMVS EN FATIS: AT VOS MODO VIVITE FAMA INTEGRA NATAE, QVAS THORVS ILLE TVLIT TOTAQVE POSTERITAS, FLAGRANS VIRTVTIS AMORE PRO NOSTRA SVPERIS, VOTA SALVTE FERAT ·

  3. C

    I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)1)

Übersetzung:

Dem besten und höchsten Gott. Was nützt mir der Stammbaum des Geschlechts, was der Ruhm des Krieges, den ich in deinem Lager, Karl V., erwarb, was nützen mir die Ämter des Friedens, die mir vom Bischof von Speyer verliehen wurden, was die innige Treue der geliebten Ehefrau? Ach, wir wichen dem Schicksal! Doch ihr, Töchter, die jene Ehe hervorgebracht, lebt weiter mit untadeligem Ruf, und die ganze Nachkommenschaft soll, erfüllt von der Liebe zur Tugend, die Heiligen für unser Heil in Gebeten anrufen.

  1. Wappen mit Beischriften (von den Hauptwappen nach außen gezählt): HOCHENSTEIN, WERTDORF, ERLEHAITb), HATZSDEIN; RADTc), SCHIEN·BORNd) ZV=/FREIENFELS, SELBACH, NICKENNICH

Versmaß: Versmaß: Vier Distichen.

 
Wappen:
Hohenstein, Roth von Burgschwalbach.
       
Hohenstein Roth von Burgschwalbach
Wertorf Schönborn zu Freienfels
Erlenhaupt von Saulheim Selbach
Hattstein Weyer zu Nickenich

Kommentar

Die zum Teil in scriptura continua gehaltene Inschrift zeigt eine Kapitalis mit Versalien, geschwungener Cauda des R, kurzem Mittelteil des M bei schrägstehenden Hasten, verkürztem Mittelbalken bei E und F, Bogenverstärkung, Linksschrägenverstärkung bei V und W, i-Punkten, Kommas und Doppelstrichen als Trennungszeichen. Die Worttrenner in Form von kleinen Dreiecken werden unregelmäßig verwendet. In Inschrift (B) sind sie gelegentlich mit überschriebenen Häkchen versehen und dienen somit als Fragezeichen.

Den in der lateinischen Inschrift thematisierten Kriegsruhm erwarb sich Dieter von Hohenstein im Schmalkaldischen Krieg (1546-47). 1549 war er speyrischer Rat2) und ab 1555 Oberamtmann zu Bruchsal.3) Katharina Roth von Burgschwalbach war bereits 1560 verstorben (Nr. 454); ihre Tochter Margarethe verstarb 1609 und wurde gleichfalls in Kiedrich beigesetzt (Nr. 556).

Textkritischer Apparat

  1. Befund V, darüber Kürzungszeichen.
  2. Erlenhaupt.
  3. Roth von Burgschwalbach.
  4. Schönborn.

Anmerkungen

  1. Vgl. Io. 19,19.
  2. Staab, Poetische Inschriften 35.
  3. Vgl. Manfred Krebs, Die Dienerbücher des Bistums Speyer, 1464-1768. In: Zschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins NF 57 (1948) 55-195, hier Nr. 761.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 262.
  2. Zaun, Kiedrich 116.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 245.
  4. Monsees, Inschriften St. Valentinus 117 Abb. 63.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 478 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0047808.