Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 365† Bleidenstadt, ehem. Stift, Kapitelsaal 1514

Beschreibung

Namen als Wappenbeischriften (?) in den Glasfenstern, 1614 kopial überliefert, Ausführung unbekannt.1)

Nach Helwich.

  1. [1514]a)Joannes a Stockheim praepositusPhilippus Hilchen de Lorch decanusWendelinus de Vilbel scholasticusPhilippus de Elckernhausen dictus Klüppel cantorJoannes de Elckernhausen dictus Klüppel canonicusWilderich de Walderdorff canonicusWilhelmus de Staffel canonicus.

Wappen:
Stockheim, Hilchen von Lorch, Vilbel, Klüppel von Elkershausen, Klüppel von Elkershausen, Walderdorff, Staffel.2)

Kommentar

Die Verglasung von Kreuzgängen und Kapitelsälen mit Wappenscheiben war weit verbreitet; aus der insgesamt spärlichen Quellenlage des Stiftes Bleidenstadt ist hierzu freilich nichts Näheres bekannt. Um 1422/23 waren sämtliche Abteigebäude wiederhergerichtet worden und Abt Johann von Walderdorff hatte zwischen 1473 und 1492 eine neue Abtswohnung erbauen lassen.3) Die vorstehende Kreuzgangverglasung gehört zu den seit den ersten beiden Dezennien nach der Jahrhundertwende durchgeführten Erneuerungsarbeiten. Der Ferrutius-Sarkophag (Nr. 367) wurde in dieser Zeit neu angefertigt und gleichfalls die Weihe- und Gründungsinschrift über dem Kircheneingang (Nr. 368).

Als Hinweis auf die reduzierte Personenzahl des Stiftes am Ausgang des 15. Jahrhunderts ist die Zahl von nur drei Kanonikern außer den Dignitären zu werten. Bei der Umwandlung des Klosters in ein Stift war Dechant Philipp Hilchen gemeinsam mit dem letzten Abt und zugleich (bis 1503) erstem Propst Eckard Klüppel von Elkershausen beteiligt.4) Philipp Hilchen war der Sohn des Johann Hilchen und der Agnes von Diez.5) Johann von Stockheim führte als Propst von 1504-1515 die Geschäfte des Stiftes, während der hier noch als Kanoniker genannte Wilhelm von Staffel 1515 seine Nachfolge antrat und das Amt mehrere Jahre versah.6) Philipp Klüppel und sein Bruder Johannes waren wohl die Söhne des Henne Klüppel und der Anna von Schönborn. Bei der 1478 vorgenommenen Stiftung ihrer Mutter für ein ewiges Jahrgedächtnis für ihren verstorbenen Mann, das im Stift Weilburg abzuhalten war, traten die Brüder als Zeugen auf.7) Das Wappen Walderdorff gehörte dem späteren Dekan Wilderich von Walderdorff (Nr. 421).

Textkritischer Apparat

  1. Die Angabe „de anno 1514“ kann Helwich vermutlich nur aus einer inschriftlich ausgeführten Jahreszahl gewonnen haben; der hier gewählte Platz der Wiedergabe orientiert sich an der vergleichbaren Namensfolge von 1518 in Idstein, vgl. Nr. 377.

Anmerkungen

  1. Helwich notierte „in hypocausto capitulari in fenestris notantur canonici cum suis insignibus de anno 1514“.
  2. Bei Helwich nur erwähnt, nicht abgebildet.
  3. Kipke, Bleidenstadt 96.
  4. Silbereisen, Chronik I 46.
  5. Humbracht Taf. 147. Er stiftete in Oppenheim 1516 eine wohl ähnliche Fensterverglasung, vgl. DI 23 (Oppenheim) Nr. 133.
  6. Silbereisen, Chronik I 48 mit Amtsdauer bis 1515; dagegen Falk, Bleidenstadt 16 mit dem Jahr 1538.
  7. Struck, Quellen Klöster II Nr. 1406 zu 1478 September 29.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 435.
  2. Roth, Bleidenstadt 393.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 365† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0036501.