Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 320(†) Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin E.15./A.16.Jh.

Beschreibung

Mahninschrift an der Nordwand des Chores neben dem Sakramentshaus. Die Inschrift wird vom Epitaph des Johann Eberhard Koeth von Wanscheid (Nr. 555) verdeckt. Bei der Restaurierung im Jahr 1964 wurden beim Abwaschen der Tünche die Anfangs- und Endsilben der Verse links und rechts des Epitaphs freigelegt.1)

Nach Helwich.

  1. Sacramenta Dei ne praetereas recolas niChristi coelumquea) fidem qua sine nulla salusDignus honos superis polb) debetur statuisqueSingula rite cole caute viator age.

Übersetzung:

Gehe nicht an den Sakramenten Gottes vorbei, ohne den Himmel und den Glauben an Christus zu verehren, ohne den es kein Heil gibt. Würdige Verehrung schuldet man den Himmlischen und ihren Bildern. Verehre die einzelnen Sakramente richtig, Wanderer, und handle mit Bedacht.

Versmaß: Zwei Distichen.

Kommentar

Der terminus post quem für die Anbringung der Inschrift ist das Jahr 1481, in dem der Chor der Kirche eingewölbt wurde. Nach Staab zeigten die bei der Restaurierung freigelegten Inschriftfragmente dieselben Schriftmerkmale wie die Mahninschriften der Südsakristei (Nrr. 318f.). Da sich die Inschrift in dem den Priestern vorbehaltenen Chorraum befindet, kann sie nur als Mahnung an diese aufgefaßt werden wie in vergleichbarer Weise die Inschrift am Johannisberger Sakramentshaus (Nr. 316). Der Wanderer ist also der Priester, der sich durch gebührendes Verhalten gegenüber dem Allerheiligsten und anderen sakralen Gegenständen seines Amtes würdig zeigen soll. Die Inschrift zielt damit ebenso wie die Inschriften in der Südsakristei darauf ab, den Priester zu einem Verhalten zu ermahnen, das seiner Stellung als Vermittler göttlichen Heils gerecht wird. Die Inschrift dürfte demnach zusammen mit den Inschriften der Südsakristei zwischen 1481 und 1520 entstanden sein.2)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich columque; der Vers ist prosodisch fehlerhaft.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Staab 29; Helwich: „Ante altare summum ad sacrarium, muro adscripti hi versus leguntur.“
  2. Zu den historischen Hintergründen und zur Datierungsfrage vgl. Nrr. 318f.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 262.
  2. Zaun, Kiedrich 116.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 244.
  4. Staab, Poetische Inschriften 29.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 320(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0032003.