Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 251(†) Eltville 1477-1622

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Gebäuden im Stadtbereich, teilweise verloren.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/3]

1.† Ehem. Hospital, an der südlichen Ecke der Stadtmauer, heute modernes Wohngebäude Rheinstr. 5. Wappenstein mit Jahreszahl über der spitzbogigen Tür des Erdgeschosses. Gestaltung unbekannt. Nach Lotz.

  1. 1 · 4 · 7 · 7

 
Wappen:
Eltville, Mainzer Petersstift.

Der „Gemeine Rat“ zu Eltville ließ das Spital 1476 zur Aufnahme der Pfründner und Kranken an der Stelle eines Vorgängerbaues errichten, der nach der Stadterhebung 1332 außerhalb der Mauern beim Sebastiansturm, nahe der ehemaligen Nikolauskapelle stand.1) Das Baudatum bezieht sich auf die Fertigstellung des Neubaus, der 1889 abgerissen wurde.2)

2. Erzbischöfliche Burg. An der dem Rhein zugewandten Südseite des Wohnturmes hoch oben in die Mauer eingelassene, quadratische Tafel mit erhabenem Wappen, darüber aufgemalte, wohl im Zuge der 1936 begonnenen Wiederherstellungsarbeiten erneuerte (?) Jahreszahl.

Nach Kdm.

  1. 1487a)

 
Wappen:
Erzbischof Berthold von Henneberg (geviert von Erzbistum Mainz und Henneberg).

Der Wohnturm bildete den Mittelpunkt der Eltviller Burg, im Spätmittelalter einer der Hauptresidenzen der Mainzer Erzbischöfe, und wurde im Auftrag Erzbischof Heinrichs von Virneburg (†1353) errichtet, der 1345 auch dort wohnte.3)

3. Anwesen Kirchgasse 6 (Hof Bechtermünz). Über der hofseitigen Hintereinfahrt des Wirtschaftsgebäudes im Sturz des Portals aus rotem Sandstein Bauzahl in römischen Ziffern.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. M · D · X

Der Haupthof ist ein dreistöckiger Steinbau auf quadratischem Grundriß. Seine Erbauer und Bewohner waren das ehemals in Mainz angesiedelte Patriziergeschlecht der Bechtermünz, deren dortiger Hof bereits 1321 urkundlich erwähnt wird.4) Heinrich Bechtermünz (†1467) ließ sich in Eltville nieder, so daß von der Verlegung des Wohnsitzes wohl im Zusammenhang mit der Eroberung und Zerstörung von Mainz durch Erzbischof Adolf II. von Nassau im Jahre 1462 auszugehen ist. Das Baudatum bezieht sich auf die Errichtung des Wirtschaftsgebäudes durch Johann von Molsberg und seine Ehefrau Margarethe, Tochter des in Eltville beigesetzten Jakob von Sorgenloch gen. Gensfleisch d.Ä. (Nr. 255).5)

4. Fachwerkanwesen Schmittstr. 2, ehem. „Altes Rathaus“6). Im Scheitel des Rotsandsteingewändes der Kellertür neu eingeschlagene Jahreszahl.

Schriftart(en): Moderne Ziffern.

Maße: Ziff. ca. 12 cm.

  1. 1511b)

Bei der letzten Restaurierung Anfang der 90er Jahre unseres Jahrhunderts wurde die Oberfläche des Türgewändes neu scharriert, wobei die bis dahin erhaltene Originalfassung der Jahreszahl zerstört und in moderner Schreibweise ohne Rücksicht auf die historische Vorlage eingehauen wurde.

5. Fachwerkanwesen Kirchgasse 2, ehem. Frühmesserei. Im Treppenhaus befindet sich die Jahreszahl, unter der modernen Tapete sichtbar.

Maße: H. 8, B. 24, Z. 8 cm.

  1. 1515

1434 ist urkundlich von dem Kauf eines Hauses „an dem Kirchehoff“ durch den Frühmesser Jodokus von Ried die Rede, der das Gebäude bewohnte.7) Möglicherweise handelte es sich dabei um den Vorgängerbau der Frühmesserei in Form eines um 1500 entstandenen, massiven Bauwerks mit zwei Fachwerkgeschossen.8) Die vorliegende Bauzahl dürfte eher auf die im Obergeschoß vorhandenen, heute vermauerten Ausbauten mit Pultdächern bezogen werden, die vielleicht als Wandschränke dienten.

6. Wohngebäude Rheingauer Str. 38. Im Inneren an nicht näher bezeichnetem Ort zwei Bauzahlen (A, B).

Nach Kratz.

  1. A

    1542

  2. B

    1543

Das Haus gehörte der 1773 im Eltviller Kataster belegten Familie Offenstein.9)

7. Wohnhaus Ellenbogengasse 2 (Weingut Adam). Ein Balkenstück ist rechts neben dem heutigen traufseitigen Hauseingang eingelassen, darauf farbig gefaßte Jahreszahl. An der straßenseitigen Stirnseite des Hauses modernes Baudatum.10)

  1. 1365c)

Bereits Kratz wies darauf hin, daß die Jahreszahl in arabischen Ziffern erst bei einer Restaurierung in die heutige Form gebracht worden sein dürfte.11) Die gotische 3 und die 5 ähneln einander sehr, weshalb es leicht zu Fehllesungen kommen kann.

8. Burg Crass (ehemals Hof der Frei von Dehrn).12)

8.1. Westanbau. Querrechteckige Tafel aus gelbem Sandstein an der Südwand. Jahreszahl und Initialen (?), Reste ehemals blauer Farbfassung in den Buchstaben erhalten, weitere Buchstaben am Rand nicht mehr erkennbar, da die Tafel in die Wand eingelassen wurde.

Schriftart(en): Kapitalis.

Maße: H. 14,5, B. ca. 26, Bu. 3-5 cm.

  1. A(NN)Od) 1565 / GINGD

Das A zeigt einen spitz gebrochenen Mittelbalken, das N ist spiegelverkehrt. Bislang ist die Buchstabenfolge ungedeutet.

8.2. Nebengebäude mit Turmrest. Jahreszahl im Scheitel des Stichbogenportals, Gewände aus gelbem Sandstein. Abgewittert.

Maße: Z. 10 cm.

  1. 15/77

Die Bauzahl dokumentiert eine Umbauphase des im Kern noch romanischen und damit ältesten Eltviller Adelshofes, der seit der Renaissancezeit mehrfach verändert wurde.

8.3. Jahreszahl mit unkenntlichem Wappen im Scheitel eines Kellerportals. Roter Farbanstrich, erste Ziffer etwas beschädigt.

Maße: Z. ca. 15 cm.

  1. 15/84

8.4.† Jahreszahl im Scheitel eines stichbogigen Kellerportals.

Nach Kdm.

  1. 1596

9. Wohnhaus Schmittstr. 1 (Zum Breitenstein). Zweigeschossiger Fachwerkbau auf massivem Erdgeschoß, aus zwei rechtwinkligen Flügeln bestehend. Jahreszahl im Scheitel der rundbogigen, heute z.T. vermauerten Einfahrt, ferner die erst in neuerer Zeit hinzugefügten Initialen.13)

Nach Kdm.

  1. 1576e)

10. Wohnhaus Rosengasse 11. Über einem Sandsteinportal leerer Wappenschild. Ausführung einer Jahreszahl unsicher.14)

Nach Kratz.

  1. 1617

Das zweigeschossige, zum Langwerthschen Besitz gehörende Haus ist Teil der älteren Stadtbebauung des 17. Jahrhunderts, die durch den Eltzer Hof am rheinseitigen Beginn der Rosengasse dominiert wird.15)

11. Hofkomplex16) der Langwerth von Simmern zwischen Burghofgasse und Rheinstraße. In die parkseitige Mauer des Einfahrtsportals zur Ellenbogengasse hin ist die kleine rechteckige Gelbsandsteintafel eingelassen, darauf im oberen Teil schwarz ausgemalte Jahreszahl, bisher unbekannt.

Maße: H. 32, B. 31-35, Z. 5,5-8 cm.

  1. 1 · 6 · 2 · 2

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung der letzten Ziffer bei Kdm. mit Fragezeichen versehen.
  2. Kdm. 1513. Der noch Ende 1989 vorhandene, durch etliche Schichten roter Steinfarbe beeinträchtigte Befund zeigte als letzte Ziffer eine 1 mit kurzem Schaft.
  3. Sic! vermutlich statt 1565.
  4. O klein und hochgestellt.
  5. Dehio, Hessen (1942) 389 nennt die Bauzahl 1570.

Anmerkungen

  1. Roth, Geschichtsquellen I 264 Nr. 179.
  2. Kratz, Eltville I 102.
  3. Vgl. Christofer Herrmann, Wohntürme des späten Mittelalters auf Burgen im Rhein-Mosel-Gebiet. Espelkamp 1993 (Veröff. Dt. Burgenvereinig., Reihe A: Forschgn. 2.) 118-125, hier 118f.
  4. Kratz, Eltville I 96.
  5. Ebd. 98; vgl. auch Ruppel, Bechtermünze 61f.
  6. Vgl. Kratz, Eltville I 101f.; Spille 159f. Nr. 1.
  7. Zaun, Landkapitel 56.
  8. So Kdm. 141.
  9. So Kratz, Eltville I 109; nach Kdm. 126 stammt das Gebäude allerdings aus dem 18. Jh.
  10. Sie lautet · Anno · 1 · 3 · 6 · 5.
  11. So Kratz, Eltville I 111.
  12. Vgl. Meuer, Burg Craß; Kratz, Eltville I 55-61; Mielke, Geschichte Frei von Dehrnscher Hof.
  13. Nach Kratz, Eltville I 104 lauten sie M · S.
  14. Kratz, ebd. 112 schrieb, daß das Haus „auf das Jahr 1617 zurückblicken“ könne; unklar bleibt, ob die Bauzahl ausgeführt war oder archivalisch ermittelt wurde.
  15. Vgl. den ausführlichen Rundgang durch das alte Eltviller Weichbild bei Kratz, ebd. I 102-117 unter dem Stichwort „Sonstige historische Bauten“.
  16. Vgl. Wilhelm Hofmann, Hans Maurer, Das Haus der Langwerth von Simmern in Eltville. In: Nass. Ann. 56 (1936) 145-148; auch beschrieben in Kdm. 122f.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 101 (1); 100 (2).
  2. Kratz, Eltville I 102 (1); 101 (4); 109 (6); 112 (83).
  3. Kdm. 119 (2); 121 (8.4, 9); 125 (3, 4); 127 (9).
  4. Dehio Hessen (1982) 202 (8.1, 84), 203 (9).
  5. Spille 159 (4).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 251(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0025106.