Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 104 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1371

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff im zweiten Joch von Osten.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Konrad II. Vom ursprünglichen Standort im Kapitelsaal wurde der Stein mehrfach umgesetzt; seit den 1930er Jahren liegt die Rotsandsteinplatte in der 1. Plattenreihe der südlichen Seitenschiffskapellen (Plan Äbte Nr. 2). Die große Grabplatte zeigt als einzigen Schmuck zwei mit den Krümmen nach außen gewendete Abtsstäbe und die auf dem Rand zwischen Linien umlaufende Inschrift mit Beginn links unten. In der Mitte quer gebrochen, rechts wegen eines eingeflickten Steines Verluste im Schriftbereich, links oben Verwitterungsspuren mit Beeinträchtigung der Schriftzeile. Diese Schäden wurden bei der letzten Restaurierung im Jahre 1936/37 ausgebessert, die Schrift im verlorenen Teil ergänzt; heute sind diese Ergänzungen weitgehend weggebrochen unter teilweiser Beeinträchtigung der Schriftleiste.

Erg. nach Helwich und Foto LfD.

Maße: H. 226, B. 113, Bu. 7,5-8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. +a) ANNO · D(OMI)NI · [Mo]b) · CCCo · LXXIo XVIIo [K(A)L(ENDAS)] · DEC/E(M)B(RIS) · O(BIIT) · D(OMI)N(V)Sc) · CO(N)RA/[DVS]d) · ABBAS · EB[I]RBAC(E)N(SIS) · XIIII(VS) · C(VIVS) A(N)I(M)A · R[E]Q[/V]IESCATe) · I(N) · CHR(IST)Of) ·

Datum: 15. November 1371.

Kommentar

Die durch die Restaurierung z.T. beeinträchtigte Majuskel ist durch die nicht geschlossenen Bögen bei B und R, durch das L mit einem kräftigen, bis zur Oberlinie geführten Sporn, der oben mit dem Schaft durch eine feine Abschlußlinie verbunden ist, und durch gut ausgebildete Bogenschwellungen charakterisiert. Worttrenner sind kleine Quadrangel.

Die Grabinschrift orientiert sich an der Zählung in den älteren Äbtekatalogen und des Catalogus, die ebenfalls die Ordinalzahl 14 in der Äbtereihe überliefern.1)

Ungewöhnlich erscheint die Verwendung der beiden mit den Krümmen nach außen gedrehten Abtsstäbe. Konrad hatte kein zweites Abbatiat inne; auch eine Sepultur von zwei Äbten unter einer gemeinsamen Platte scheidet im vorliegenden Fall aus, da nur die Inschrift Konrads platzfüllend ausgeführt ist. Beispiele mit dem seltenen Motiv doppelter Abtsstäbe auf einer Grabplatte weisen zumeist Inschriften für zwei Äbte auf.2)

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz steht schräg übereck.
  2. Nach Foto LfD bei der Restaurierung mit einem unten offenen, mit nach außen gerollten Ziercauden versehenen M frei ergänzt; Buchstabe heute durch Bruchlinie verloren.
  3. N wie ein D gehauen.
  4. Bei der Restaurierung DVS ausgebessert und frei ergänzt, wogegen am Stein wahrscheinlich bei der ursprünglichen Grabinschrift nur ein D mit der nachfolgenden (VS)-Kürzung gestanden haben wird.
  5. Bei der Restaurierung frei ergänzt, nach Foto REQ/VIESCAT, heute verstümmelt.
  6. Befund als XPO gekürzt; nur geringe Unterlänge beim P; in Catalogus folgt domino.

Anmerkungen

  1. Pater Bär veränderte die Zählung der Äbte aufgrund urkundlichen Materials, wonach Konrad nicht der 14., sondern der 23. Abt gewesen sein soll, während Stoff an einen Steinmetzfehler glaubte, vgl. Bär, Eberbach I 130ff., 143.
  2. Monsees, Entwicklung 28; in Eberbach finden sich zwei späte Beispiele noch in Nr. 409 und bei der 1653 angefertigten Doppelgrabplatte für die beiden Äbte Johannes Rumpel und Balthasar Bund, wobei aber jeweils zwei Grabinschriften vorhanden sind. Das Beispiel der Anfang des 15. Jh. verstorbenen Zisterzienseräbte Ditmar XV. und Johannes XVI. des Klosters Disibodenberg zeigt eine gemeinsame Grabplatte mit zwei nach außen gewendeten Abtsstäben und gleichfalls zwei Grabinschriften, vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 102; vgl. zu dem Motiv der doppelten Abtsstäbe auf einer Platte auch die inschriftlose Grabplatte wohl des 13. Jh. auf dem Disibodenberg, s. Nikitsch, Sepulkralkultur 181f.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 176.
  2. Catalogus fol. 18; ed. Roth, Geschichtsquellen III 106; IV 109.
  3. Series abbatum fol. 89.
  4. Bär, Eberbach I 131 Anm. 71.
  5. Roth, Geschichtsquellen III 268.
  6. Bär/Stoff, Eberbach III 141 Anm. 24.
  7. Foto LfD N 10554.
  8. Meyer zu Ermgassen, Untersuchungen 51 Anm. 79.
  9. Monsees, Entwicklung 27 Abb. 2.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 104 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0010409.