Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 591† Kloster Marienthal, Kirche 1626
Beschreibung
Fürbitt-, Spruch- und Stifterinschrift von Mainzer Bürgern, die während einer Prozession an der Kirche angebracht wurde, möglicherweise auf einer Holztafel, als Gemälde oder als Wandmalerei. Der Überlieferung nach war die 15zeilige Inschrift zentriert und gestaffelt.
Nach Marianische Pilgerfahrt.
Diva audi / adsumus electoralis Moguntiae / cives avito more cultu precabundi / tuam ad aedem advenae Mariaa) / neu veta neu abnue / ut vastitas agris vitibusque / ut tectis serpens mortalitas / ut patriae heu longum iactatae / ostilitas abstet velis / eita vovemus et precamur / hac re monimentum istud posuimus / ut te te hoc moneat / fixum anno christiano / m d xxvi sexto calendas Julii / a populo Moguntinensi.
Übersetzung:
Höre, Himmlische! Hier erscheinen wir, Bürger des kurfürstlichen Mainz, nach der Sitte und mit der Andacht der Ahnen, als bittende Pilger vor deinem Tempel, Maria. Verbiete weder, noch verweigere: halte doch die Verwüstung von den Fluren und Weinbergen und die schleichende Sterblichkeit von den Wohnungen und von dem ach so lange erschütterten Vaterlande die Kriegsnot fern! Ach, wir bitten und wir flehen! Aus diesem Grunde haben wir dieses Denkmal gesetzt, damit es dich, ja dich daran erinnert. Im Jahre der Christlichen Zeitrechnung 1626, am sechsten Tag vor den Kalenden des Juli (26. Juni) vom Mainzer Volk angebracht.
Textkritischer Apparat
- In der Vorlage durch Großbuchstaben hervorgehoben.
Anmerkungen
- Schulz, Marienthal 45-54.
- Sie wurde mit einem 40tägigen Ablaß ausgestattet, der die mindestens viermalige Anwesenheit in Marienthal voraussetzte, vgl. Schulz 48f.
- Vgl. dazu Müller, Der schwedische Staat, passim.
Nachweise
- Marianische Pilgerfahrt und Andächtige Weiß die Gnadenreicheste (...) Mutter Gottes (...) Mariam (...) zu Mergenthal im Rhingau zu verehren. (...) Heidelberg 1730, 22f.
- Kellermann, Marienthal 55.
- Schulz, Marienthal 49.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 591† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0059101.
Kommentar
Am 3. Dezember 1612 wurde das Kloster nach der Auflösung der Niederlassung der Kugelherren den Mainzer Jesuiten übertragen. Damit verbunden war die Auflage zur weiteren Besorgung der bislang bestehenden Wallfahrt,1) zu deren Unterstützung später eine Bruderschaft in Marienthal gegründet wurde.2) Die Wallfahrt erfolgte üblicherweise einmal im Jahr am Fest Mariä Himmelfahrt (15. August). Die Inschrift ist in der Furcht der Mainzer Pilger vor Hunger, Krankheiten und Tod im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg begründet, obwohl die schwedische Besatzung des Rheingaus und der Stadt Mainz erst 1631 erfolgte.3)