Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 587 Wörsdorf, Ev. Kirche (1499, 1621, 1624)/1625

Beschreibung

Epitaph für den Pfarrer Sebastian Spangenberg, seine Ehefrau Judith und andere Verwandte, heute innen an der Nordwand des Kirchenschiffes angebracht. Hochrechteckige Platte aus schwarzem Schiefer mit 29zeiliger, weiß ausgemalter und mit einem Rahmen umgebener Grabinschrift, am Textende eine Schlußvignette. Zwei Wappen mit Initialen im Volutenaufsatz. Bis auf eine Beschädigung links oben ist der Stein gut erhalten.

Maße: H. 143,5, B. 60,5, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. SEBASTIANVS SPANGEBERGa) / PFARHER ZV WIRSTORF · IVDITH / SEIN EHELICHE HAVSFRAV MAR/TIN SCHVMACHERS DOCHTER / STARBEN AN DER PEST DEN / VIII · VND · IX · MAŸ · 1625 / D(OMINI) · SEBASTIANI VATTER HER MICHAELa) / PFARHER ZV WIRSTOF STIRBT / DEN · XI · AVGVSTI · 1624 · LEST / HINDER IHM WALPERN SEIN WEIB / MIT · V · KINDERN / DESSELBEN HERN MICHELS VAT/TER AVCH HER MICHAEL GENANT / INSPECTOR VND PFARHER ZV / KONIGSTEIN VNDMERTZHAVSEN / STIRBT DEN · XX · DECEMB(RIS) · 1621 / LIEGEN ALLE DREI ZV WIRS=/TORF BEGRABEN / DISES HERN MICHAELS BRVDER / CIRIACVS SPANGEBERG VND IRER / BEDER VATTER · D(OMINVS) · IOANNES THEO=/LOGVS VND ALTVATTER TILEMAN/NVSb) SPANGEBERG WELCHER / ANNO · 1499 · GESTORBEN · SEIN / HOCHGELERTE LEVD GEWESEN / WIE IRE BICHER AVSWEISSEN / GOTT WOLLE INEN VND VNS EIN / FROLICHE VFERSTEHVNG VER/LEIHEN AMEN

Wappen:
Spangenberg (?) (ein Ochsenkopf, von 3 Sternen mit doppelter Blattlage begleitet, darüber die Initialen I · F); Schumacher (?) (eine Rosette, darüber die Initialen C F).

Kommentar

Die Inschrift des schlichten Spangenberg-Grabmals1) zeigt zahlreiche Ligaturen. Die gleiche Schlußvignette findet sich auf den Grabmälern des Hans Mey in Idstein (Nr. 589) und der Geschwister Fort in Wörsdorf (Nr. 590) und deutet auf eine gemeinsame Werkstatt hin.

Das Werk dürfte nach dem Tode des Sebastian Spangenberg im Auftrag eines überlebenden Kindes oder eines Verwandten angefertigt worden sein, auch um als Familienmemorie das Andenken an die HOCHGELERTE LEVD zu bewahren. Mit dieser Formulierung sind Johannes und Cyriacus Spangenberg als protestantische Schriftsteller und Prediger gemeint. Johannes Spangenberg (†1550)2) hatte vier Söhne, von denen sich drei, nämlich Konrad, Sebastians Großvater Michael und der in der Inschrift genannte Cyriacus, der Theologie widmeten. Nach dem Studium in Erfurt trat Johannes Spangenberg nicht nur als unermüdlicher Prediger und Reformator im Südharz auf, sondern erlangte auch Ruhm als Erbauungs- und Schulschriftsteller. Cyriacus Spangenberg,3), der Mansfelder Hofprediger, Schüler und Bewunderer Luthers, wirkte in Eisleben, Mansfeld und gegen Ende seines Lebens in Straßburg, wo er 1604 verstarb. Er machte sich mit fundierten historischen und populärtheologischen Untersuchungen, mit zahlreichen Dramen, Dichtungen, Streitschriften und Traktaten einen Namen.

Textkritischer Apparat

  1. Letzter Buchstabe auf dem Rand außerhalb des Rahmens.
  2. Erstes N auf dem Rand.

Anmerkungen

  1. Es wurde in Dehio Hessen (1942) 352 als „Grabstein“ mit dem Datum 1624 ohne weitere Hinweise, in Dehio Hessen (1982) überhaupt nicht mehr erwähnt.
  2. Vgl. zu ihm ADB Bd. 35, 43-46.
  3. Zu ihm vgl. ebd. 37-41.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 587 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0058703.