Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 575 Eberbach, Kirche (aus Kapitelsaal) 1618

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 9. Joch von Osten neben der Tür zum Kreuzgang.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Valentin Molitor aus Rauenthal. Seit 1936 im Boden der fünften Südkapelle des Langhauses (Plan Äbte Nr. 21). Schmale Platte aus gelbem Sandstein mit der halbreliefierten Figur des Verstorbenen in eingetieftem Feld. Der Abt ist bekleidet mit langer, stark gefältelter Kukulle, die die Schuhe freiläßt, in den Händen trägt er Regelbuch, Rosenkranz und Stab. Der Kopf ist hinterfangen von einer mit Rollwerk verzierten Muschel. Oben befinden sich links das Zisterzienser- bzw. Abtswappen und rechts das persönliche Wappen des Abtes mit seinen Initialen. Über dem Scheitel der Muschel sitzt ein Totenschädel, der von einem geflügelten Puttenkopf überragt wird. Auf dem Rand der Platte läuft die Grabinschrift ohne Linien um. Einige Abplatzungen und stärkere Verwitterungen im Randbereich.

Maße: H. 248, B. 110,5, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. A(NN)Oa) D(OMI)NI M D C XVIII XIIII KAL(ENDAS) FEB(RVARII) / OBŸT ADMODVM R(EVEREN)D(VS) IN CHR(IST)O PATER AC D(OMI)N(V)S D(OMINVS) VALENTIN(VS) DE RAVENTHAL HVI(VS) NO(MIN)IS / PRIM(VS) ABBAS EBIRBACENS(IS) VIGI[L/ANTI]SSIM(VS)b) NVMERO XXXV CVI(VS) ANIMA AETERNA FRVATVR REQVIE AMEN

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1618, am 14. Tag vor den Kalenden des Februar (19. Januar) starb der ehrwürdigste Vater in Christo und Herr, Herr Valentin von Rauenthal, der erste dieses Namens, und überaus sorgsamer 35. Abt von Eberbach, dessen Seele die ewige Ruhe genießen möge. Amen.

Wappen:
Zisterzienser/Abt; Molitor (Initiale M(OLITOR), im Mittelteil des M Schaft mit Kopfkreuzsprosse, neben dem Schaft Initale V(ALENTIN)).

Kommentar

Die Inschrift weicht bis auf die Schlußformel kaum von den stereotypen Grabinschriften für Eberbacher Äbte ab. Sie ist in einer schmalen, mit zahlreichen Ligaturen versehenen Kapitalisschrift eingehauen, die nur geringe Wortabstände aufweist.

Valentin I. Molitor wurde um 1563 in Rauenthal geboren. Sein Werdegang innerhalb des Eberbacher Konvents ist unbekannt. Auf ihn einigten sich die Mönche nach dem Tod des Abtes Philipp Sommer (Nr. 537) in der Wahl vom 25. Juni 1600.1) Unter Molitors Abbatiat erfolgten Visitationen des Erzbischofs und des Generalkapitels.2) Abt Valentin war es auch, der dem Mainzer Erzbischof und Herzog Wilhelm von Bayern zwischen 1608 und 1613 einige Reliquien schenkte, womit er sich offenbar das Wohlwollen beider erwarb.3) Unter seiner Leitung wurden Erneuerungsarbeiten innerhalb der Abtei durchgeführt und u.a. ein neuer Hochaltar angefertigt, dessen Inschrifttafeln erhalten sind (Nr. 565). Molitors 1617 einsetzende, nicht näher bekannte Erkrankung führte dann zu Jahresbeginn 1618 zum Tod. Den tief betrauerten Verlust für den Konvent schildert eine offenbar nicht inschriftlich ausgeführte Elegie auf den Tod des Abtes in zeittypisch ausführlicher und eindringlicher Weise.4)

Textkritischer Apparat

  1. O klein auf die Zeile gesetzt.
  2. Befund durch Fehlstellen beeinträchtigt. Für L/ANTI reicht der Platz nicht aus, es muß also gekürzt gewesen sein.

Anmerkungen

  1. Nachlaß Rossel, Ms. Bär 317, auch zum folgenden.
  2. Ebd.
  3. Ebd. 326.
  4. Catalogus abbatum, ed. Roth, Geschichtsquellen III 144-146, IV 136-138; erw. bei Bär, Eberbach I 65.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 181.
  2. Catalogus fol. 69v, ed. Roth, Geschichtsquellen III 143.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 271.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 575 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0057500.