Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 571 Idstein, König-Adolf-Platz 1615

Beschreibung

Bauinschrift auf dem hölzernen Brüstungsfeld des giebelständigen, reich verzierten Erkers der Schaufassade des sog. „Killinger-Hauses“. Unter der sechszeiligen Inschrift Wappen des Bauherrn im Lorbeerkranz. Guter Erhaltungszustand nach umfassender Renovierung und neuer Farbfassung von 1984.

Maße: H. ca. 24, B. 54,5; B. Is. 47, Bu. 2,5, Z. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

  1. DEO AVSPICE / IO(HANNES) CONRADVS KILLINGIVSa) / ANNA MARGARETA LOBERIN / CONIVGES HAS AEDES EXSTRVXER/VNTb) / 16//15

Übersetzung:

Unter Gottes Schutz haben die Eheleute Johannes Killinger und Anna Margaretha Lober dieses Gebäude erbaut.

Wappen:
Killing (gespalten, vorne zwei springende Hasen übereinander, hinten Greifenbein).

Kommentar

Die Familie des Bauherrn ist in Idstein seit etwa 1565 nachzuweisen. Johann Konrad Killing, 1598 an der Universität Marburg, 1601 in Jena immatrikuliert,1) war nach 1607 bis zu seinem Tode Idsteiner Amtsschreiber. 1609 vermählte er sich mit Anna Margaretha Löber, Tochter des nassauischen Vogts zu Ems Hermann Löber.2) Killing wurde am 2. September 1630 in Idstein bestattet. Die bis heute kolportierte3) Geschichte von einer Translozierung des Gebäudes aus Straßburg anläßlich der angeblichen Berufung Killings in nassauische Dienste ist Legende ohne historische Basis.4) Zudem zeigen die verwendeten Schmuckelemente und der Fachwerkaufbau des Hauses eine ortstypische Formensprache.

Textkritischer Apparat

  1. Ausmalungsfehler bei dem zweiten L.
  2. Ausmalungsfehler bei TR-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Vgl. Walter Schaller, Das Killingerhaus in Idstein. In: Heimatjb. Untertaunuskreis, Jg. 1954/55, 41f.; vor allem Karl Heinz Schmidt, Die Killings und das Killingerhaus in Idstein. Vortrag, gehalten vor dem Zweigverein Idstein des Vereins f. Nass. Altertumskde. u. Gesch.forsch. am 11. November 1991 (Manuskript) 8, Kopie frdl. weise überlassen von Frau Dagmar Söder, LfD.
  2. Vgl. Hinweis in Idsteiner Heimatschau vom 24. Dez. 1925, 56.
  3. So noch 1989 erwähnt bei Grandpierre, Idstein 23. Das Haus wird ohne Inschriftzitat erwähnt bei Lotz (1880) 248; Luthmer (1914) 165 mit Abb. 180; Dehio Hessen (1982) 458.
  4. Schmidt räumte in seinem Vortrag (wie Anm. 1) mit dieser Legende auf, wiewohl die historischen Fakten in Idstein seit langer Zeit bekannt sind, vgl. Vortragsmanuskript 9.

Nachweise

  1. Schaller 42.
  2. Geisthardt, Idsteins Geschichte 75 m. Abb. 33.
  3. Denkmaltopographie Untertaunus 364.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 571 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0057108.