Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 534† ehem. Kloster Gottesthal, Kirche E.16./A.17.Jh.?

Beschreibung

Spruchinschrift unter dem Kruzifix („infra crucem“) im Nonnenchor. 1615 kopial überliefert; Gestaltung unbekannt.

Nach Helwich.

  1. Filius ecce dei moritur pro crimine mundiAh res peccatum tollere quanta fuit!

Übersetzung:

Siehe der Sohn Gottes, er stirbt für die Verbrechen der Welt. Ach, wie schwer war es, die Sünden zu tragen!

Versmaß: Distichon.

Kommentar

Die Inschrift weist in der Art einer Kreuzesbetrachtung hin auf den Opfertod Christi und beklagt die damit verbundenen Leiden; hier wird also nicht der mit dem Kreuzestod verbundene Sieg über den Tod angesprochen. Ein Kreuztitulus ist nicht überliefert.

Möglicherweise handelte es sich bei dem Inschriftenträger um ein Tafelbild, eine Wandmalerei oder eine Beischrift am Kruzifix. Der Anbringungszeitpunkt ist unbekannt; als terminus ante quem ist allein der Besuch Helwichs am 18. August 1615 anzusetzen. Er berichtete, daß eine Renovierung des Chores im Jahre 1611 unter Äbtissin Anna von Heidesheim stattfand.1) Vielleicht wurde im Zuge dieser Maßnahme die (ältere?) Inschrift erneuert oder ohne Vorbild vollständig neu angefertigt; weder die reimlosen Verse noch die Aussage lassen eine Entstehung im Mittelalter erwarten.

Anmerkungen

  1. Helwich: „chorus renovatus est anno 1611“.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 376.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 286.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 534† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0053404.