Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 504 Bad Schwalbach, Martin-Luther-Kirche 1588
Beschreibung
Epitaph des Johann Gottfried von Berlichingen zu Neuenstetten, neben dem Chorbogen an der Ostwand des Südschiffes aufgestellt. Dreiteiliger Aufbau; in der Sockelzone querrechteckige Schrifttafel mit der siebenzeiligen Memorialinschrift (A), gerahmt von Masken. Darüber in der Mittelzone die halbplastische, leicht nach links gewendete Ritterfigur in Prunkrüstung, die rechte Hand auf der Brust, die linke am Schwert, zu Füßen Helm und Handschuhe. Über der Figur Rundbogen mit Bibelspruch (B), in der Gebälkzone ein Ranken- und Groteskenfries, dort auf einer Tafel zweizeilige Meisterinschrift (C); an den beiden flankierenden Pilastern der Mittelzone Wappen mit Beischriften. Oben von halbplastischen Hermen begleitetes, mit Beischrift versehenes Vollwappen des Verstorbenen. An den Seiten allegorische Vollfiguren der Hoffnung rechts mit erhaltener Namensbeischrift (D) im Sockel und des Glaubens links, deren beschrifteter Sockel1) (E) verloren ist. Die Bekrönung des Grabmals bildet ein Dreiecksgiebel mit der Figur des Salvator mundi und darüber die Allegorie der Liebe mit Namensbeischrift (F).
Maße: H. ca. 450, B. 147, Taf. H. 32, B. 68, Bu. 2,5-3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO · 1588 · DEN · ERSTEN · MONATS · TAG / IVNII · GEGEN · ABENDT · ZWISCHEN · SECHS / VND · SIBEN · VHREN · STARB · ALLHIE · ZV · / LANGENSCHWALBACH · DER · EDELL · / VND · ERNVEST · IOHANN · GOTTFRID / VON · BERLICHINGEN · ZV · NEVNSTETTEN / DEM · GOTT GNEDIG · SEI · AMEN
- B
W[IR]a) LEBEN · ODER · STERBEN · SO · SEIND · WIR · DES · [H]ERRN · RO(E)M(ER) · 14 · C(A)P(ITEL)2)
- C
IACOB · MAIOR / BILDHAVER INb) MENTZ
- D
HOFNVNG
- E
[GLAVBE]
- F
LIEBE
Wappen mit Beischriften: BERLICHINGEN; [BERLIC]HING(EN), GAIILING, [THV̈NGEN]c), LAVFFENHOLTZd); GEIIERe), SPESSART, DESTHAIMf), VORSTMAISTERg)
Berlichingen | |
Berlichingen | Geyer |
Gailing | Spessart |
Thüngen | Ostheim |
Laufenholz | Forstmeister von Lebenhan gen. Rotenkolben |
Textkritischer Apparat
- Buchstabenverlust; Stelle überputzt.
- IN in kleiner Schrifttype über ER gestellt.
- Wappen weitgehend zerstört; Identifizierung nach Kdm.
- T zwischen L und Z hochgestellt.
- G aus B korrigert.
- Sic! für OSTHEIM; T zwischen S und H hochgestellt, Wappen fehlt.
- T in kleinerer Schrift hochgestellt zwischen S und E.
Anmerkungen
- Auf der Abb. bei Luthmer ist diese Beischrift zwar zu erkennen, aber nicht zu lesen.
- Röm. 14,8.
- Vgl. Geschlechts=Register der Reich Frey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken (...) Orts Ottenwald (...) verf. von Johann Gottfried Biedermann. Nachdr. d. Ausg. Culmbach 1751, Neustadt/Aisch 1990 Taf. CXIV. Darin ist allerdings seine Mutter als erste Ehefrau bezeichnet; dieser Sachverhalt korrigiert von Helgard Ulmschneider, Götz von Berlichingen. Ein adeliges Leben der deutschen Renaissance. Stuttgart 1974, 238.
- So Ulmschneider ebd.
- Luthmer nahm die Familiengruft zu Neunstetten bei Mannheim als Bestattungsort an, wohl aufgrund der mißverständlichen Stelle bei Herber, Häuser 117.
- Vgl. die knappen Bemerkungen bei Heinzelmann, Genealogische Randnotizen I, 58f. Nr. 8 und II 93-97.
- Ebd. I 58 Nr. 8 nach Schrohe, ohne Beleg.
Nachweise
- Luthmer (1914) 150-152.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 504 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0050403.
Kommentar
Das Denkmal zeigt eine gut gearbeitete Kapitalis mit auffallenden Enklaven.
Der Verstorbene3) war der Sohn des Johann Jakob von Berlichingen und dessen zweiter Gemahlin Eva Geyer von Giebelstadt, Tochter des Sebastian Geyer und seiner Frau Anna von Spessart, zugleich Enkel des berühmten Götz von Berlichingen. Johann Gottfried war zweimal verheiratet: in erster Ehe mit Anna Zollner von der Hallburg, in zweiter mit Amalia von Crumbach.4) Vermutlich hielt er sich zur Kur in Schwalbach auf, das auch als sein Begräbnisort gelten darf.5)
Der Mainzer Bildhauer Jakob Maior, dessen Biographie äußerst lückenhaft ist,6) wurde 1580 als Mainzer Bürger angenommen.7)