Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 502† Idstein, Unionskirche 1584

Beschreibung

Epitaph für Wilhelm von Stockheim und seine später verstorbene Ehefrau Katharina Knebel von Katzenelnbogen. Das Denkmal, das sich auf der rechten Seite des Kirchenschiffs in der Mitte befand,1) trug die beiden Grabinschriften (A, B) wohl im Sockelbereich sowie das neunzeilige Grabgedicht (C) im Giebel, ferner vier Wappen.

Nach Helwich.

  1. A

    Anno Domini 1584 den 30. Tag Aprilis des Morgens zwischen 7 vnd 8 Vhrn starb in Gott der edel gestreng vnd vest Wilhelm von Stockheim der Herschafft Itstein Amptman seines Alters im 41. Jahr welchem der Allmechtig vnd vns allen ein fröliche Vfferstehung geben wirdt Amen.

  2. B

    Anno Domini 〈...〉a) den 〈...〉a) ist in Gott selig entschlaffen die edel vnd tugentreiche Fraw Catharina von Stockheim geborne Knebelin von Katzenelenbogen ehrngedachts Wilhelms von Stockheim Ehegenoß deren der Almechtig ein frölich Vhrstendtb) gebe Amen.

  3. C

    Nassoviae gentis qui sceptra Wilhelme gerebasQuondam Stockhemiae magna calumna domus.Antevenis sortem meritis virtutibus annosFormam animo morum nobilitate genus.Praepropera nobis surreptus morte fuistiMaiorem nunquam vix habitura parem.Semper honos nomenque tuum laudesque manebuntAera dum volucris dum freta piscis amat.Beatus virebo.

Übersetzung:

Der du das Zepter des nassauischen Volkes führtest, Wilhelm, warst einst eine große Stütze des stockheimischen Hauses. Du übertrafst den Stand durch die Verdienste, die Jahre durch die Tugenden, das Aussehen durch den Charakter, die Herkunft durch Adel der Sitten. Durch einen allzu schnellen Tod bist du uns entrissen worden, der niemals einen größeren als dich und kaum einen dir gleichen ergreifen wird. Deine Ehre, dein Name und dein Lob werden immer bestehen bleiben, solange der Vogel die Luft und der Fisch das Meer liebt. Ich werde selig leben (C).

Versmaß: Vier Distichen (C).

Wappen:
Stockheim, Koppenstein; Knebel von Katzenelnbogen, Landschad von Steinach.

Kommentar

Die von Helwich freigelassenen Stellen im Datumsbereich der Inschrift (B) weisen auf die Anfertigung des Denkmals kurz nach Wilhelms Tode hin. Als Auftraggeberin kommt seine Witwe Katharina, Tochter des Dam(ian) d.Ä. Knebel und der Elisabeth Landschad von Steinach,2) in Frage. Sie verstarb nach den Helwichschen Aufzeichnungen erst am 16. Dezember 1606 in Frauenstein und soll im Kloster Klarenthal bei Wiesbaden beigesetzt worden sein, das zu dieser Zeit längst aufgehoben war und ab 1607/08 als Hospital benutzt wurde.3) Ihr Ehemann Wilhelm, Sohn jenes 1556 verstorbenen Rheingauer Viztums Friedrich von Stockheim, dessen zweite Frau Agnes von Koppenstein in Eltville bestattet wurde (Nrr. 437, 438),4) war 1571 Amtmann in Idstein.5) Seinen stark verfallenen Idsteiner Wohnsitz ließ er mit Hilfe der Mitgift seiner Frau wiederherrichten.6)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich zeigt Leerstelle an. Zu ergänzen ist 1606 und 16. December nach Helwichs Zusatzbemerkung, wie unten Anm. 3.
  2. Ziemer afrstandt.

Anmerkungen

  1. Helwich: „a dextris templi in medio“.
  2. Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXV.
  3. So Helwichs Hinweis auf seinen Eintrag in Syntagma 132, dort: Anno Domini 1606 Dinstags den 16. Decembris alten Calenders ist in warer Anruffung zu Gott die edele ehren vnd tugentreiche Fraw Catharina Witwe von Stockheim geborne Knebelin von Katzenelenbogen christlich und selig zu Frawenstein verschieden vnd 19. eiusdem anhero begraben worden deren sambt vnd der almechtig Gott ein frölich Vferstehung verleihe ires Alters 70 Iahr 11 Monat vnd 2 Tag. Das nassauische Hauskloster war 1558/59 aufgehoben worden, vgl. Czysz, Klarenthal 293ff; 329f. Im Klarenthaler Seelbuch sind nur eine Katharina von Stockheim zu 1502 sowie eine Madelena von Stockheim zu 1544 eingetragen, vgl. Otto, Necrologium 184 Nr. 390; 185 Nr. 215. Ein vergleichbarer Fall ist etwa von Kloster Heiligenberg b. Jugenheim zu berichten, in dem seit 1413 zwar kein Konvent mehr bestand, trotzdem aber noch 1480 Bestattungen nachgewiesen sind, vgl. demnächst DI Lkr. Darmstadt-Dieburg.
  4. Zur Genealogie vgl. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXXXI.
  5. Ziemer, Stockheim 7f.
  6. Ebd. 6.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 426f.
  2. Ziemer, Stockheim 8.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 502† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0050207.