Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 480 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1571

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 7. Joch von Osten als linker von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte für Abt Daniel aus Bingen. Heute im Boden zwischen der 4. und 5. Südkapelle (Plan Äbte Nr. 17). Hochrechteckige Rotsandsteinplatte mit dem Flachrelief des stehenden Abtes unter einem Rundbogen, in den Zwickeln Puttenköpfe, im Sockelbereich persönliches Wappen. Auf der Randzone umlaufende Grabinschrift ohne Linien. Unterer Plattenteil leicht abgewittert.

Maße: H. 257, B. 128, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. REVERE(N)D(VS)a) IN CHR(IST)Ob) P(ATE)R AC D(OMI)N(VS) D(OMINVS) DANIEL / PI(N)GVE(N)SIS · HVI(VS) MONAST(ERII) · ABBAS 32: AN(N)O · 1565 · DIE · X · KAL(ENDAS) · SEPTEMB(RIS) : RESIGNAVIT · / POSTEA · AN(N)O · 71 · DIE · 15 · KAL(ENDAS) / APRIL(IS) OBIIT · CVIVS · ANIMA · REQVIESCAT · IN · PACE · AMEN

Übersetzung:

Der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Daniel aus Bingen, 32. Abt dieses Klosters: Er resignierte im Jahre 1565 am 10. Tag vor den Kalenden des September (23. August). Später, im Jahre 71, am 15. Tag vor den Kalenden des April (18. März) starb er. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Daniel aus Bingen (Maurerzeichen: Kelle und Hammer gekreuzt).

Kommentar

Der von 1546-50 als Subprior tätige Daniel aus Bingen wurde als Nachfolger des am 22. September 1554 verstorbenen Abtes Pallas von Speyer (Nr. 440) zum Abt gewählt,1) übernahm nach eigenen Aussagen das Abbatiat aber nur ungern.2) Infolge der Bedrängnisse, denen das Kloster ausgesetzt war, kam es zu mehreren Güterverkäufen in Köln. Trotzdem ließ sich die zunehmende Verschuldung der Abtei nicht aufhalten. Die Überprüfung der Haushaltsführung durch Erzbischof Sebastian von Heusenstamm (†1555) brachte etliche Unstimmigkeiten zutage, die den Abt schließlich zur Resignation am 23. August 1565 veranlaßten.3) Er zog sich aus Eberbach zurück und verbrachte seine letzten Lebensjahre auf dem Draiser Klosterhof und in Geisenheim. Im Weinberg „Kapellengarten“ erlitt er einen Schlaganfall, dessen Folgen er am 18. März 1571 erlag. Das Seelbuch verzeichnet seinen Namen allerdings bereits unter dem Datum des 24. Februar.4)

Textkritischer Apparat

  1. VS-Kürzung in D eingestellt.
  2. Befund XPO.

Anmerkungen

  1. Schnorrenberger 124 mit Anm. 49; 122.
  2. Nachlaß Rossel, Ms. Bär 304.
  3. Series abbatum, auch zum folgenden.
  4. Seelbuch ed. Roth, Geschichtsquellen III 18.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 181.
  2. Catalogus fol. 44; ed. Roth, Geschichtsquellen III 127; IV 124.
  3. Series abbatum fol. 105.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 270.
  5. Monsees, Entwicklung 33.
  6. Sattler, Sanierung 2 Abb. 22 (falsche Zuschreibung).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 480 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0048001.