Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 448 Idstein, Unionskirche (1524)/1558

Beschreibung

Grabplatte der Adriana, Gräfin von Bergen und Walen. Die große Platte aus rotem Sandstein wurde wohl beim Umbau der Kirche nach 1665 in den Chorboden unter dem Hochaltar eingelassen und 1875 dort wieder aufgefunden.1) Sie zeigt das Flachrelief der Verstorbenen in zeitgenössischer Tracht, eingefaßt von vierzonigen Pilastervorlagen und beiderseits des Kopfes heraustretenden Rosenblüten. Ursprünglich trug die Platte vier Wappen, von denen nur die beiden oberen auf den Ecken die Inschriftleiste durchschneiden. Die beiden unteren Wappenschilde sind infolge der erheblichen Beschädigung des unteren Plattenviertels verloren. Auf Randleiste umlaufende Grabinschrift mit Beginn links oben. Oberfläche abgetreten mit Beschädigungen der Schrift, unterer Plattenteil zerstört.

Maße: H. 200, B. 97, Bu. 5-5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/2]

  1. A(N)NO · 1 · 5 · 24 · DEN · 27 / IVNY · STARB · DIE · WOLGEBORNE · AD[RIANA GEBORNE GRAVIN ZV BERGEN VND WALEN GRAV]a)IN · ZV · NASS(AW) ·FRAW · ZV · WISBA(DEN) V(N)D · IZST(EIN) · DER · GOT · GENE(DIG) · SY · AM[EN]

Wappen:
Bergen, Saint Simon2); Humbercourt, Rambures2).

Kommentar

Dors zeichnete die Grabplatte der Gräfin und ihres Ehemannes nicht, sondern überlieferte allein ihr großes Prunkepitaph, von dem sich Reste im „Reiterchörlein“ erhalten haben (Nr. 450). Der Wortlaut der Grabinschriften ist auf den Grabplatten und auf dem Epitaph beinahe identisch. Einsingbach nannte die Grabplatten des Paares „Durchschnittsarbeiten aus der Mitte des 16. Jahrhunderts“, womit er eine Entstehung zu Lebzeiten der Gräfin ausschloß.3) Tatsächlich stimmen die Formen der Kapitalis wie auch Ornamente und Figurendetails der Grabplatte mit derjenigen für Philipp (folgende Nr.) überein, so daß die zeitgleiche Anfertigung der Grabplatten erst im Jahre 1558 anzunehmen ist.

Als Tochter Graf Johanns von Bergen und Walen geboren, heiratete Adriana 1514 Philipp I. (den „Altherrn“) von Nassau-Wiesbaden-Idstein (folgende Nr.); fünf Kinder entstammten dieser Eheverbindung.4)

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzung gemäß des Textes auf dem erhaltenen Epitaph.

Anmerkungen

  1. Struck, Stifte 417 mit Hinweis auf Lotz (1880) 246; Struck ohne Inschriftzitat „von diesem Ehepaar wurde 1875 außerdem die Grabplatte (...) gefunden“.
  2. Nach Epitaph ergänzt, am Stein sehr abgetreten.
  3. Einsingbach, Unionskirche 33.
  4. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 109; Kinder: der spätere Mitregent Philipp II., Adolf IV. (Nr. 443), Balthasar (Nr. 471) und die drei Töchter, von denen Margarethe (Nr. 514) Äbtissin des Klosters Walsdorf war.

Nachweise

  1. Dors, Genealogia 161 Anm. 117 mit Abb. 59.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 448 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0044807.