Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 443 Idstein, Unionskirche 1556

Beschreibung

Rest des Epitaphs für Graf Adolf IV. von Nassau-Wiesbaden-Idstein, das sich nach Helwich einst in der Südsakristei befand;1) seit 1768 am heutigen Standort an der Ostwand des Südschiffes.2) Das heute fragmentarische Denkmal aus weißem Kalkstein wurde im gleichen Jahr von St. George abgezeichnet. Auf einer Grundplatte kniet der beinahe lebensgroß dargestellte Graf in Adoration vor einem nicht mehr erhaltenen Kruzifix; vor der Grafenfigur lag der heute gleichfalls verlorene Helm. Zwei kannelierte Pfeiler mit Blattkapitellabschluß umrahmen die Figur, zu Häupten ein Kleeblattbogen. Über dem mittleren Bogen befindet sich ein Gesims mit zwei einander zugewandten Puttenköpfen. Der einst oberhalb der Figur ein beschriftetes Blatt (B) haltende Putto ist verloren. In der Sockelzone Grabinschrift (A), Figur und Architekturrahmen beschädigt, Wappen verloren.

(B) nach St. George, Wappen nach Helwich.

Maße: H. ca. 310, B. 173, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/2]

  1. A

    ANNO · D(OMI)NI · 1 · 5 · 56 · AM · ABENT · TRIVM · REGVM · STARB · DER / WOLGEBORNE · HER · HERR · ADOLF · GRAVE · ZV · NASSAW · IVNG/HERR · ZV · WISBADEN · VND · ITZSTEIN · DES · SELEN · GOT · GNEDIG / SEIa) · VND · EIN · SELIGE · AVFERSTEHVNG · VERLEIHEN · WOLL · AMEN

  2. B

    CHRISTVS MIHI / VITA EST ET MORI LVCRVM3)

Übersetzung:

Für mich ist Christus das Leben und zu sterben Gewinn.

Datum: 5. Januar 1556.

Wappen:
Nassau-Wiesbaden-Idstein, Hanau-Lichtenberg4); Bergen, Humbercourt.

Kommentar

Die Kapitalis zeigt H mit nach unten ausgebuchtetem Mittelbalken. Das Z ist zweibogig, I-Punkte sind vereinzelt vorhanden. Kleine Dreiecke dienen zur Kennzeichnung der Worttrennung.

Der Verstorbene wurde als Sohn des Grafen Philipp I. (Nr. 449) und der Adriana von Bergen (Nr. 448) 1518 geboren. Am 19. April 1543 heiratete er die Witwe des Markgrafen Bernhard IV. von Baden, Franziska (Francoise) von Luxemburg, Tochter von Charles, comte de Ligny, die ihn um zehn Jahre überlebte.5) Graf Adolf starb noch zu Lebzeiten seines Vaters.6) Das Grabmal Adolfs IV. dürfte von einem unbekannten mittelrheinischen, vielleicht Mainzer Meister geschaffen worden sein; Strübing ordnete das Werk der Schule Dietrich Schros zu.7)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich verkürzte zu des sele Gott genedig sein wolle amen.

Anmerkungen

  1. Helwich „in sacello a dextris“.
  2. Vgl. u.a. Ernst Friedrich Keller, Die Kirche zu Idstein, ihre Herstellung und innere Ausschmückung. In: Allg. Schulbl. 18 (1859) Sp. 209-220.
  3. Phil 1,21.
  4. Nach Epitaph der Eltern (Nr. 450); Helwich nannte in beiden Fällen das Wappen nur „Hanau“.
  5. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 109 und VI Taf. 29.
  6. Schliephake/Menzel V 591 und 1616.
  7. Strübing, Schro 62.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 425.
  2. St. George Bl. 68.
  3. Struck, Stifte 417.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 443 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0044307.