Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 442 Lorch, Kath. Pfarrkirche St. Martin 1555

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Stifterinschrift des Marquard vom Stein auf Wappentafel im Chor an der Südwand. Fast quadratische, farbig gefaßte Sandsteintafel mit Renaissanceornamenten. Im kastenförmigen, eingetieften Bildfeld befindet sich das mit zweifacher Helmzier geschmückte, großformatige Wappen des Stifters, darunter in den Ecken zwei kleinere Schilde. Oberhalb der Helmzier links und rechts je ein geflügelter Puttenrumpf, jeweils ein weiteres Wappen haltend; mit ihren freien Händen halten die Putten einen Lorbeerkranz über das Hauptwappen. Das Mittelfeld wird von Pilastern auf Konsolen flankiert, darüber ein Aufsatz mit mittig gesetztem Kreismedaillon mit Porträtkopf (?), Akanthusvoluten und Drolerieen. Die dreizeilige Stifterinschrift befindet sich im unteren Teil des Denkmals auf einer eingestellten, querrechteckigen Schrifttafel.

Maße: Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. MARQVADVS VOMa) STEIN DEI GRACIA / MOGVNTINE(NSIS) · BAMBERGE(NSIS) · ET AVGVSTE(NSIS) / ECC(LES)IAR(VM) P(RAE)P(OSI)TVS FIER[I]b) CVRAVIT A(NN)Oc) MDLV

Übersetzung:

Marquard vom Stein, von Gottes Gnaden Propst der Mainzer, Bamberger und Augsburger Kirche, ließ dies machen im Jahre 1555.

Wappen:
Stein (drei Wolfsangeln pfahlweise); Stein, Giesenberg (Schräglinksbalken, belegt mit drei achtstrahligen Sternchen); ? (zwei voneinander abgekehrte, steigende Leoparden), Ogenhausen (ein Vogel nach links).

Kommentar

Marquard vom Stein,1) Mainzer Dompropst und Propst von St. Viktor, war in seiner Funktion als Vertreter des Mainzer Domkapitels an der Wiedererrichtung des bei dem Brand vom 16. Oktober 1554 beschädigten Chores der Pfarrkirche beteiligt.2) Dem Kapitel oblagen die Baupflicht des Chores sowie das Patronat über die Pfarrkirche.3)

Textkritischer Apparat

  1. Zugeputzte Bruchlinie führt zum Verlust des rechten Schaftes des M; als N gezeichnet in der alten Lorcher Chronik, vgl. Lorch im Rheingau 55.
  2. Auf der genannten Zeichnung ist das I noch erkennbar, heute durch Bruchlinie verloren.
  3. O kleinerformatig hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Ehemals von Klingenstein nach Joannis, Rer. Mog. II 290. 1548 August 9 verlieh er in seiner Funktion als Propst am Dom und in St. Viktor zu Mainz, Bamberg und Augsburg dem Kraft von Allendorf Zehnte in Eltville und Erbach, vgl. HHStAW 108/236. Mit Marquard dürfte der 1515 verstorbene und im Querhaus des Mainzer Domes bestattete Mainzer Hofmarschall Eitel Wolf vom Stein verwandt gewesen sein, vgl. zu diesem DI 2 (Mainz) Nr. 313.
  2. Helwich dazu: „chorum fieri curavit dominus Marquardus vom Stein“.
  3. Roth, Culturbilder 12.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 294.
  2. Zaun, Landkapitel 319.
  3. Roth, Geschichtsquellen I 395; III 300.
  4. Roth, Culturbilder 12.
  5. Luthmer (1907) 110 Abb. 95.
  6. Lorch im Rheingau 55 (Abb.).
  7. Struppmann, Chronik Lorch 96.
Addenda & Corrigenda (Stand: 28. September 2021):

Hinweis:
Die Wappen sind zu identifizieren als:
Stein zu Jettingen (1 von 2 Helmen mit Inful)
Stein zu Jettingen, Hohenrechberg; Güß zu Güssenberg, Helmstatt.
Vgl. die Ahnenprobe bei Bernhard Peter, Welt der Wappen Nr. 2136, siehe http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/aktuell/galerien3/galerie2136.htm (Stand 12.7.2021).
Die Beschriftung ist nicht frei von Beschädigungen. Gegenüber den landschaftlich gebundenen zeitgenössischen Schriften dieses Denkmaltyps fällt der Buchstabe M ins Auge, dessen eher hohe Form mit schrägen Außen- und tief zur Grundlinie gezogenen inneren Schäften isoliert steht. Daraus ergibt sich die lohnende Frage, ob das Denkmal ein Import sein könnte. Vergleiche ziehen sollte man zu Beständen in Bamberg oder eher noch Augsburg, wo das Epitaph im Domkreuzgang steht, eine zugehörige Platte liegt, vgl. Karl Kosel, Der Augsburger Domkreuzgang und seine Denkmäler. Hrsg. durch das Bischöfliche Ordinariat Augsburg, Diözesanbauamt. Sigmaringen 1991, Nrr. 389, 406.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 442 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0044209.