Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 438 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul 1553

Beschreibung

Epitaph der Agnes von Koppenstein im Chor. Schmale Platte aus rotem Sandstein mit dem Flachrelief der Verstorbenen in zeitgenössischer Tracht mit Rosenkranz in den betend aneinander gelegten Händen, neben ihr zwei Kinder: rechts die kleine Tochter, links ein kleines, nacktes Kind (Sohn?). Die Figuren, deren Blickrichtung zum Hochaltar geht, sind von einer Renaissanceädikula umgeben. Den floral verzierten Flachpilastern sind vier Ahnenwappen aufgelegt. Auf dem oberen Bogenabschluß sind zwei musizierende Putti dargestellt: Der linke Putto spielt Harfe, der rechte Laute; der mittlere, kniende Putto ist dem Betrachter zugewandt und hält zwei nach unten gekippte Fackeln als Todessymbole. Auf dem Sockel fünfzeilige Grabinschrift. Bis auf einzelne Absandungen und Feuchtigkeitsschäden im Sockelbereich ist das äußerst qualitätvoll gearbeitete Epitaph gut erhalten.

Maße: H. 280, B. 107, Bu. 2,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/2]

  1. A(NN)Oa) · 1 · 5 · 5 · 3 DE(N) · 16 NOVE(M)B(RIS) IST DIE EDEL / V(N)D DVGENH(AFT)b) · FRAW AGNES VO(N) KOP/PENSTEIN DES · E(DEL)c) · VNDd) · E(HRENVESTEN)c) · FRIDRICHe) VO(N) STOCK/HAIMS VITZTV(M)S · I(M) · RINGKAW HAVSFRAW / [VE]RSCHIEDENf) DER SELEN GOT GENAT · AMEN ·

Wappen:
Koppenstein, Wallbrunn; Wolf von Sponheim, Waldbott von Bassenheim.

Kommentar

Bei den Wappen Wolf von Sponheim und Waldbott von Bassenheim handelt es sich um die Ehewappen der Großeltern mütterlicherseits, nämlich diejenigen des Johann Wolf von Sponheim und der Agnes Waldbott von Bassenheim; das Wappen Wallbrunn gehörte der ersten Ehefrau von Agnes‘ Großvater Meinhart IV.,1) Agnes von Wallbrunn. Agnes‘ Ehemann Friedrich von Stockheim ging bald nach ihrem Tod eine dritte Eheverbindung ein.2) Vermutlich erhielt die Verstorbene aus diesem Anlaß das vorliegende Epitaph, das allein ihr und zwei ihrer Kinder3) gewidmet ist. Daher bezieht sich die Ahnenprobe auch nur auf ihre Abstammung.

Für das äußerst qualitätvolle Denkmal könnte die Mainzer Werkstatt des Dietrich Schro in Frage kommen.4)

Textkritischer Apparat

  1. O klein hochgestellt.
  2. Ergänzung zu DVGENH(AFTIGE) wäre auch zeitüblich. Helwich ergänzt zu tugenhafft.
  3. Ergänzung nach Helwich gemäß zeitüblichen Epitheta.
  4. In kleinformatigen Buchstaben sind VND E(...) über die ersten beiden Buchstaben des Vornamens geschrieben.
  5. Korrigiert aus FRIDRIOH, Kdm. hat FRIDRICH IOHANN.
  6. Diese letzten sechs Worte stehen außerhalb des Inschriftenfeldes.

Anmerkungen

  1. Meinhart IV., pfalz-simmernscher und badischer Oberamtmann, starb 1537 und wurde in der Ev. Kirche zu Bad Kreuznach bestattet, vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 284.
  2. Mit Hedwig Frei von Dehrn, vgl. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXXXI.
  3. Bei Humbracht Taf. 122 sind zum Jahre 1553 drei verstorbene Kinder erwähnt, Anna, Felicitas und der Säugling Friedrich.
  4. Lühmann-Schmid 2, 84 wies das Denkmal einem in der Werkstatt Schros arbeitenden Hans Kun zu, vgl. dazu kritisch Heinzelmann, Genealogische Randnotizen 48. Noch Kahle hatte den Umkreis des Meisters L. S. genannt und für eine Entstehung des Denkmals in den 30er Jahren des 16. Jh. plädiert, vgl. Kahle 39f.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 241f.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 238.
  3. Zaun, Landkapitel 39.
  4. Kdm. 138 Abb. 644.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 438 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0043800.