Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 418 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1541

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 6. Joch von Osten als linker von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Johannes V. gen. Bertram aus Boppard. Heute im Boden der 3. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 14). Platte aus grauem Sandstein. Im leicht eingetieften Feld Flachrelief des stehenden Abtes in Ordenskukulle, mit Buch und Stab, zu Häupten schlichtes Rankenwerk, flankierende, in Pinienzapfen auslaufende Halbsäulchen. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift mit noch erkennbarer, feiner Vorlinierung. Die heute in der Randzone und im unteren Oberflächenbereich beschädigte und abgewitterte Grabplatte war 1934/35 restauriert und überarbeitet worden.1) Reste eines früheren Ölfarbanstriches sind noch vorhanden.

Maße: H. 205,5, B. 97,5, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. + ANNO · D(OMI)NI · 1541 · / 21a) K(A)L(ENDAS) · SEPTEMB(RIS) MIGRAVIT · A · SECVLO · VENERAND(VS) · IN · CHR(IST)O / P(ATE)R · ET · D(OMI)N(V)S · D(OMINVS) · IOHANES / DE · BOPARDIA · ABBAS · EBIRBACEN(SIS) · 29 · C(VIVS) · A(N)I(M)A · CV(M) · BEATIS Q(VI)ESCATb) · A[MEN]c)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1541, am 21. Tag vor den Kalenden des September (richtig 21. August) verließ der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Johannes aus Boppard, 29. Abt von Eberbach, die Welt, dessen Seele mit den Seligen ruhe. Amen.

Kommentar

Die Inschrift ist ungelenk eingehauen; vor allem auf der linken Plattenseite stehen die Buchstaben gedrängt zusammen. Offenbar kam der Steinmetz mit dem zur Verfügung stehenden Platz nicht aus und war infolge zu großer Buchstabenabstände am Anfang der Grabinschrift zu einer Verkürzung des Textes bzw. am Ende zu einer engeren Buchstabenstellung gezwungen. N mit geschwungener Schräghaste nur im oberen Plattenbereich erregt den Verdacht, daß Buchstaben in diesem Teil verändert wurden. So könnte auch die Anomalie im Datum entstanden sein. Als Worttrenner dienen Dreiecke, in der ersten Zeile, wiederum auffällig, zwei Quadrangel.

Der aus Boppard stammende Johannes mit dem Zunamen Bertram2) war zunächst Bursar in Eberbach.3) Er wurde am 14. Januar 1539, neun Tage nach dem Tode Karl Pfeffers (Nr. 413), zum neuen Abt gewählt. Besonders verdient machte er sich um die Aufrechterhaltung klösterlicher Zucht und widmete sich in besonderem Maße den Belangen der ihm unterstellten Frauenklöster. Sowohl Helwich als auch die Abtschronik nennen als Todesdatum den 21. August, während im Seelbuch der Abt unter dem 22. September verzeichnet ist.4)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Helwich und Catalogus haben xii Kal(endas).
  2. Kürzungszeichen überputzt.
  3. Bestand AN, das N wie in der ersten Zeile mit dünnem, geschwungenem Schrägschaft. Kürzung ist anzunehmen.

Anmerkungen

  1. LfD Foto Nr. 10.552.
  2. Series abbatum fol. 103: „natu Boppardiensis, cognomine Bertram Eberbaci Bursarius“.
  3. Series abbatum fol. 103f. und Nachlaß Rossel, Ms. Bär 296, auch zum folgenden. Die Amtsliste bei Schnorrenberger vermerkt einen Stefan Johannes, der jedoch infolge Amtswiederholung bis 1562 als Bursar bezeugt ist, also mit dem Verstorbenen nicht identisch ist. Dieser Stefan Johannes ist wohl eher mit dem 1571 verstorbenen Abt und ehemaligen Bursar Johannes VI. gen. Mondreal aus Boppard zu identifizieren, vgl. Nr. 479.
  4. Nach Catalogus; Seelbucheintrag bei Roth, Geschichtsquellen III 49.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 180.
  2. Catalogus fol. 38; ed. Roth, Geschichtsquellen III 122, IV 120.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 270.
  4. Bestandsaufnahme 21ff. m. Abb. 23ff.
  5. Sattler, Sanierung 2, 67 Abb. 20 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 418 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0041806.