Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 397(†) Idstein 1527-1615

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an einzelnen Gebäuden im Stadtbild, teilweise verloren bzw. durch Kopien ersetzt.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/10]

1.(†) Wohn-und Geschäftshaus Rodergasse 1/3, neben dem Durchgang unterhalb der Burgeinfahrt, ehemalige Schmiede. Jahreszahl auf weißem Putzgrund, darunter spätere Rollwerkkartusche mit Handwerkszeichen (Messerschmied: auf Amboss ein Messer, darüber Hammer). 1996 restauriert, farbig gefaßt.

  1. 1527

 
Wappen:
Handwerkszeichen (Messerschmied: auf Amboss ein Messer, darüber Hammer).

Die Gasse erinnert in ihrem Namen an die mittelalterliche, in der Stadt aufgegangene Siedlung Rode, die zwischen 1252 und 1455 urkundlich genannt wird.1) Die Jahreszahl rekurriert auf das Alter von Teilen des Gebäudes, das im 18. Jahrhundert wohl grundlegend umgebaut, möglicherweise sogar erst (unter Verwendung älterer Bauteile?) errichtet wurde.2)

2.† Wohnhaus Obergasse 20. Baudatum an nicht näher bezeichnetem Platz.

Nach Dehio.

  1. 1576

3. Fachwerkanwesen Obergasse 19. Giebelständiger Hof mit traufseitigem, jüngerem Anbau mit Hoftorüberbauung. An der Traufseite neue Scherzinschrift.3) Jahreszahl in Raute, neue Farbfassung.

  1. 1595

4. Fachwerkanwesen Obergasse 14. Stattliches Bürgerhaus; an der nordöstlichen Strebe des überkragenden Obergeschosses Initialen und Jahreszahl (A), Bauzahl (B) im Nordgiebel zum Kaffeegäßchen, Bauzahl (C) auf dem Sturz des profiliertem Türgewändes am traufseitigen Eingang zur Obergasse; sechszeilige Inschrift von 1784 über dem Eingang auf geschweifter Rollwerktafel.4)

  1. A

    I S P / 1596

  2. B

    1 · 5/9 · 6

  3. C

    · 1 · 5 · 9 · 6 · a)

5. Fachwerkwohnhaus Obergasse 5 (ehem. Gasthaus „Zum Schwan“). Bauzahl auf dem Fachwerkbalken über dem traufseitigen Eingang. Gebäude 1989/1990 grundlegend saniert.

  1. 1598

6. Ehemaliger Stockheimer Hof, heute Bestandteil der Heilanstalt „Kalmenhof“, Obergasse 31. Zwei Fachwerkgeschosse auf einem massiven Steinunterbau, dabei ein halbrunder Treppenturm mit Fachwerkgeschoß und Haubendach, am Turm Bauzahl.

  1. 1599

Die Jahreszahl bezeichnet den Abschluß der Bauarbeiten an dem Neubau des 1350 erstmals belegten Adelshofes der Familie von Stockheim, der in der Tradition der Mitte des 16. Jahrhunderts erbauten Familiensitze in Eltville und Geisenheim steht.5)

7.(†) Haus König-Adolf-Platz 15 (Gasthaus „Zum Taunus“) mit wohl als Kopie einer verlorenen Originalvorlage angefertigtem Baudatum, das über dem Eingang zur Gastwirtschaft in Holzrahmen eingeschnitten und mit weißer Farbe ausgemalt ist.

Maße: Bu. ca. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. · ANNO · / · 1607 ·

Aus der hier dokumentierten Erbauungszeit stammen die Eckpfosten und Ornamentformen des Obergeschosses sowie die Gebälkzone; Veränderungen der Traufseite erfolgten im 18. Jahrhundert.

8. Wohnanwesen Obergasse 16 (Druckerei Grandpierre). Im hofseitigen, erneuerten Anbau Sandsteinportal mit Stabgewände und Baudatum.

  1. 1612

Der Gebäudekomplex, möglicherweise ein ehemaliger Adelshof, war 1818 Nassauisches Institut für Landwirtschaft und seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts das Büro des königlich-preußischen Steuereinnehmers; 1899 wurde dort die Idsteiner Zeitung begründet.6)

Der historische Ortskern der nassauischen Residenzstadt erhielt seine Prägung im wesentlichen zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert.7) Dabei blieb das Wachstum der Stadt bis zum 30jährigen Krieg innerhalb der alten Mauern des 14. Jahrhunderts. In der Altstadt, die sich zwischen der Burg als Amtsbezirk und dem früheren Obertor erstreckt und deren Zentrum den tiefgelegenen König-AdolfPlatz und die nach Süden ansteigende Obergasse einnimmt, ist eine hohe Anzahl repräsentativer historischer Bauten vorhanden. Eine planmäßige Stadterweiterung erfolgte seit 1685.

Die Unternummern 1, 4B und 5 wurden mindestens überarbeitet oder stellen moderne Wiederherstellungen alter Baudaten dar.

Textkritischer Apparat

  1. Erste 1 beschädigt, unterer Teil verloren; von der 9 nur oberer Bogen erhalten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Denkmaltopographie Untertaunus 382.
  2. Frdl. Hinweis Frau Dagmar Söder, LfD.
  3. Sie lautet: · Sita/vsvilate/inis/taberce/ines ·.
  4. Wortlaut: INSPECTORATSWOHNUNG, GESTIFTET VON HERRN FRIDRICH WILHELM / FREŸHERRN VON RODENHAVSEN / DEN 24. FEBRUARII 1784.
  5. Denkmaltopographie Untertaunus m. Abb.
  6. Ebd. 377.
  7. Ebd. 332ff.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 247 (1, 2).
  2. Dehio Hessen (1982) 458 (2, 4, 6).
  3. Denkmaltopographie Untertaunus 382 (1), 376 (3), 375 (4), 374 (5), 381 (6), 365 (7), 377 (8).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 397(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0039703.