Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 312† Eberbach, Klosterkirche 15./16.Jh.?

Beschreibung

Name als Grabinschrift oder Rest einer verstümmelten Grabinschrift für einen Heinrich Carmser oder Carnifex (Metzger), der vor dem in der Längsachse des Kirchenschiffes „in medio“ stehenden, 1614 und 1631 genannten Kreuzaltar1) bestattet lag.

Nach Anonymus.

  1. Heinricus Carmser de Kiedrich.a)

Kommentar

Zwar wird 1490 ein Heinrich von Kiedrich als Subbursar und 1500-1508 als Bursar urkundlich erwähnt,2) doch ist der der Inschrift beigefügte Bestattungsort kaum mit dem sonst für die Beisetzung eines Konventualen üblichen Platz auf dem Mönchsfriedhof in Einklang zu bringen. Die latinisierte Vornamensform der nur vom Eberbacher Anonymus in der Übertragung Roths im Wortlaut mitgeteilten Inschrift läßt allenfalls eine noch spätmittelalterliche Zeitstellung vermuten; hingegen entspricht die moderne Ortsnamenschreibung nicht den damaligen Gepflogenheiten. Kiedrich, 937-954 als „Ketercho“ erstmals belegt, tritt in mittelalterlicher Zeit in der Form „Kederich“ (1312), „Kyderich“ (1340), „Kidderich“ (1490) oder als „Kydderich“ (um 1500) in den Urkunden entgegen,3) und selbst noch im 18. Jahrhundert ist die Schreibweise „Kiderach“ oder „Kidrach“ üblich gewesen.4) Deshalb ist anzunehmen, daß die Inschrift nicht buchstabengetreu überliefert wurde; Fehllesungen wären ebensogut möglich: so bei Carmser aus carnifex, weil bei einer beschädigten gotischen Minuskelschrift die Buchstaben ni zu m, f zu s und x zu r verwechselt werden können. Vielleicht faßte der Gewährsmann in dem knappen Wortlaut auch nur den Inhalt einer längeren Inschrift zusammen.

Textkritischer Apparat

  1. Kein Textverlust angezeigt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Helwich, Syntagma 173, gedr. Rossel, Kirche 29 und die Liste des Priors Philipp Hofheim in Liber seniorum fol. 104, gedr. Rossel, Kirche 30 als Nr. 21.
  2. Vgl. zu ihm Schnorrenberger 125.
  3. Beispiele bei Staab, Kiedrichs Geschichte 7f.
  4. Frdl. Hinweis Dr. h.c. Josef Staab auf das sog. „Kideracher Weingärtlein“ von 1754 oder das Kiedricher Flurbuch von 1772.

Nachweise

  1. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 85.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 312† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0031202.