Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 299† ehem. Kloster Gottesthal, Kirche 1499

Hinweis: Helwichs quae (Handschrift geprüft) fordert die Übersetzung „… Kloster, die es sowohl reformierte als … regierte.“ Möglicherweise handelt es sich um ein von Helwich falsch überliefertes Pronomen quod, das wie in anderen Fällen direkt an das das Kloster bezeichnende Wort anschließt.

Beschreibung

Grabinschrift für Äbtissin Elisabeth Anselm, die vor dem kleinen Altar1) des Nonnenchores beigesetzt wurde. 1615 überliefert, spätestens 1814 bei der Niederlegung der Kirche zerstört.

Nach Helwich.

  1. Anno domini 1499 nona die kalendas iunii obiit reverenda mater et domina domina Elizabeth Anszhelmin abbatissa huius coenobii quae et reformavit et feliciter rexit annis xxxi cuius animaa).

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1499, am 9. Tag vor den Kalenden des Juni (24. Mai) starb die ehrwürdige Mutter und Frau, Frau Elisabeth Anselmin, Äbtissin dieses Klosters, das sie sowohl reformierte als auch glücklich 31 Jahre lang regierte. Ihre Seele (...).

Kommentar

Die Verstorbene war die Nachfolgerin der Äbtissin Guda Steinhauser, von der sich keine Nachricht über ein Grabmal erhalten hat. 1468, zu Beginn der Amtszeit von Äbtissin Elisabeth, wurde die Reform Gottesthals durch Erzbischof Adolf von Nassau durchgeführt,2) ein Faktum, das für wichtig genug erachtet wurde, um in der Grabinschrift Eingang zu finden. Dieses Ereignis nennt der erste, Gottesthal betreffende Eintrag in dem umfangreichen Eberbacher „Liber computationum“.3) Nach dem Tode der Äbtissin leitete der Eberbacher Abt Martin Rifflinck (Nr. 339) die Neuwahl, wobei gleichzeitig eine Visitation des Klosters durchgeführt wurde.4)

Textkritischer Apparat

  1. Helwichs Text bricht hier ab. Die Ergänzung von Roth gegen Helwichs Manuskript bietet hier das übliche Formular requiescat in pace, was wohl auch beabsichtigt war.

Anmerkungen

  1. Helwich: „ante minus altare in choro virginum“. Die Klosterkirche verfügte über sechs Altäre: Im Chor stand der Hochaltar, im Osten zwei Seitenaltäre, in der Mitte der Kreuzaltar und im Westen die beiden Nebenaltäre S. Anna und S. Michael. Der Westteil der Kirche war von dem Nonnenchor, vermutlich einer Empore, beherrscht, vgl. Helwich, Syntagma 376 und Monsees, Gottesthal 54. Die Grabstätte dürfte unter der Empore gelegen haben.
  2. Erw. Monsees, Gottesthal 123.
  3. Vgl. dazu auch Wagner, Aufsichtsrecht und Monsees, Zisterzienserinnenklöster passim.
  4. Monsees, Gottesthal 123.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 376.
  2. Roth, Geschichtsquellen III 286.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 299† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0029902.