Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 296 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1498

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im 5. Joch von Osten als linker von drei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Johannes IV. gen. Edelknecht aus Rüdesheim. Die Platte aus rotem Sandstein wurde um 1935/36 an den jetzigen Standort an die Westwand der zweiten Südkapelle gebracht (Plan Äbte Nr. 11). Im Feld das Flachrelief des Abtes im Ordenskleid, mit Regelbuch und Stab, zu Häupten zwei aus gedrehtem Fuß emporwachsende und bogenförmig zusammengebundene Blütenstäbe. Auf dem Rand umlaufende Grabinschrift ohne Linien. Rand bestoßen, Platte sonst gut erhalten.

Maße: H. 218, B. 104, Bu. 7-10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bender_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. Anno d(omi)ni · mo · cccco · xcviiio · 3 · / nonas octobris O(biit) reuere(n)d(us) in ch(rist)oa) pater etb) d(omi)n(u)s dominusc) / Johan(n)es Abbas mon(a)sterii / Ebberbacens(is) xxiii cui(us) a(n)i(m)a requiescat in sancta pace amen

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1498, am dritten Tag vor den Nonen des Oktober (5. Oktober) starb der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Johannes, 23. Abt des Klosters Eberbach, dessen Seele im heiligen Frieden ruhe. Amen.

Kommentar

Die sorgfältig gearbeitete Inschrift von ausgewogenem Charakter zeigt eigenwillig dekorativ ausgeprägte Versalien. Das A ist aus der Majuskel abgeleitet; sein Bogen setzt oben an der rechten Haste an, der Mittelbalken ist geschwungen. O und E zeigen Bogen- und Schaftverdopplung wie in Gebrauchsschriften des 15. Jahrhunderts. Als Worttrenner im Datum wurden kleine Quadrangel verwendet.

Die Darstellung vereint die bei den Eberbacher Abtsgrabplatten typische spätgotische Architekturrahmung mit dem renaissancehaft vegetabilischen Schmuck des gebogenen Astwerks.1) Im Typus der Darstellung des stehenden Abtes in Ordenskukulle mit den Realien Buch und Stab bleibt sie dennoch der stereotypen Darstellungsform älterer Platten verhaftet.2)

Johannes IV. war Nachfolger des zum Jahresende 1485 verstorbenen Johannes aus Boppard (Nr. 270). Unter dem neuen Abt wurde die Eberbacher Klosterbibliothek eingerichtet bzw. erweitert.3) Die Abtszählung stimmt mit den älteren Abtskatalogen überein.4)

Textkritischer Apparat

  1. Befund xpo mit Kürzungszeichen.
  2. Series abbatum und Roth ac.
  3. Beim u ist an der rechten Haste oben ein Buchstabenteil wie der Bogen des s angesetzt.

Anmerkungen

  1. Bei der Grabplatte des Abtes Johannes Bode aus Boppard (Nr. 270) finden sich anstelle des Architekturrahmens zwei Rundstäbe.
  2. Hierzu Schaum-Benedum 107, 158; Monsees, Entwicklung.
  3. Series abbatum.
  4. Bei Bär, Eberbach I 143 als 32. Abt.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 178.
  2. Catalogus fol. 28v; ed. Roth, Geschichtsquellen III 113; IV 114.
  3. Series abbatum fol. 100r.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 269.
  5. Schaum-Benedum 158.
  6. Monsees, Entwicklung 32 m. Abb. 7.
  7. Dies., Totengedächtnis- und Bauinschriften Abb. 9.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 296 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0029608.