Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 282 Assmannshausen, Hotel Lamm (aus der Stadtmauer) 1491?

Beschreibung

Bauinschrift auf querrechteckiger Steinplatte, die zu unbekanntem Zeitpunkt waagrecht in zwei Teile zersägt wurde. Die Fragmente aus rotem Sandstein sind heute im Hotelrestaurant innen an der Nordmauer eingesetzt. Teile der rechten Plattenhälfte fehlen. Private Aufzeichnungen wohl aus den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts mit den heute verschwundenen Textteilen flossen in einen undatierten Prospekt des Hotels „Lamm“ ein,1) ebenso in die Chronik Assmannshausens. Möglicherweise ist der Verlust auf den 1977 erfolgten Verkauf des Anwesens zurückzuführen. Seitlich beigeputzt, Farbfassung von 1986.

Erg. nach Hausprospekt Hotel „Lamm“ und Chronik.

Maße: H. 61, B. 88, Bu. 4-5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. [R]egnante bertoldo [1491]a) archi(e)pi(scop)o [Moguntino] /Inb) de(m) iar ich brachvale(n)ti(ns)tag gschach[avfc) fels dies gross und / ge]wallt-ig wahtdhor manigfalt[wo ehdem nichts als klag /un]d schadig tadeggliche sagkein man [soll furder seinder es] // zu vnnutzig [gf]ar im ernst nem ein[wir han dies dhor / hu]s ho gebvet hilf gothalt vern v[on uns iegliche feindes not]

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Datum: 14. Februar.

Kommentar

Die beiden Steinfragmente zeigen eine Minuskelschrift ohne Wortabstände und Satzzeichen; einige i-Punkte sind in der Ausmalung und Überarbeitung von 1986 willkürlich hinzugefügt worden. Das g besteht aus einem kurzen linken Schaft, der mit der auf der Grundlinie stehenden rechten Haste oben bogenartig verbunden ist.

Der nur schwer verständliche Inhalt der Inschrift bietet Raum für zwei Deutungen. Möglicherweise bezieht sich das mitgeteilte Datum auf den Zusammenbruch eines unbekannten Vorgängerbaus, der im Verlauf des gleichen Jahres als Schutzmauer und sog. Großes Tor unter der Regierung des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg (1484-1504) und unter Beteiligung der Assmannshäuser Bürgerschaft neu erbaut worden ist. Gut vorstellbar ist aber auch eine Interpretation im Sinne eines Neubaus ohne Vorgängerbau, wenn man die emendierte Version im Sinne von „aus dem Fels bin ich gebrochen worden“ versteht. Die Errichtung des Tores und der rheinseitigen Stadtmauer diente nicht nur der militärischen Befestigung, sondern auch dem Schutz der Einwohner vor Hochwasser und Eisgang.2)

Textkritischer Apparat

  1. Sowohl die erste als auch die letzte Ziffer des Datums ähneln durch die Farbfassung einer gotischen 7; da sie identisch gebildet wurden, darf man unter Umständen von gleichartigen Resten ausgehen. Das Jahr ist durch kein anderes Zeugnis gesichert.
  2. Ungenauer Befund, Prospekt und Chronik (I)or.
  3. Möglicherweise für aus; auch bei hus ist das lange s zu f verrestauriert worden.

Anmerkungen

  1. Frdl. Hinweis des Besitzers, Herrn Willi Griebeler, Assmannshausen, der der Bearb. die Aufzeichnungen der Vorbesitzer (Prospekt Hotel „Lamm“) zugänglich machte.
  2. Vgl. Chronik.

Nachweise

  1. Prospekt Hotel „Lamm“ o.S.
  2. Chronik Assmannshausen 32.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 282 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0028205.