Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 277(†) Rüdesheim 1489-1650

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an der Kath. Pfarrkirche St. Jakob und an verschiedenen Gebäuden im Stadtbereich, teilweise verloren.

1.† Kath. Pfarrkirche. Jahreszahl, ehemals im Gewölbe, soll 1716 noch zu lesen gewesen sein. Unbekannte Ausführung.

Nach Luthmer.

  1. 1489

2. Ehem. Bassenheimer Hof, Obergasse 4a. Massiver Steinbau, Westteil mit Bauzahl an achteckigem Treppenturm, angrenzender Barockbau. Im 19. Jahrhundert gotisiert. Über dem Eingangsportal des älteren Gebäudes Allianzwappen mit Jahreszahl, nochmals identisch an der Wand rechts davon.

  1. 1563

 
Wappen:
Stoltz von Böckelheim-Heusenstamm.

Die Wappen geben Auskunft über den Erbauer des Hauses, einen Stolz von Böckelheim aus der in Gaubickelheim1) ansässigen Adelsfamilie, die urkundlich 1239 erstmals entgegentritt.2) Bis 1579 starb die Linie aus. Der Hof wurde von den Erben zunächst an die von Kronberg verkauft, gelangte 1641 an die Familie von Ostein und fiel nach dem Tode des letzten Osteiners 1810 an Graf Friedrich Karl Waldbott von Bassenheim, dessen Sohn das Gebäude 1853 an Bürgerliche veräußerte.3)

3. Haus Klunckhardshof Nr. 4, Westseite. Baudatum mit Wappen im Scheitel des Kellereingangs, nicht aufgefunden.

Nach Kdm.

  1. 1590

 
Wappen:
Klunckhard.

Der Hof „In der Hell“ scheint im 16. Jahrhundert noch den Brömser von Rüdesheim gehört zu haben; im 17. Jahrhundert befindet er sich dann im Besitz der Familie Klunckhard.4)

4. Ehem. Brömserhof, Obergasse 10. Jahreszahlen an einzelnen Bauteilen.

4.1. Ostflügel, Durchgang zu einem kleinen Innenhof mit Zugang zu den ehem. Küchenbauten. Nordportal aus rotem Sandstein, im Türsturz bezeichnet mit Jahreszahl.

Maße: H. 19, B. 83, Z. 10-12,5 cm.

  1. 1590

4.2. Nordflügel. Baudatum mit Initialen an einem Fenster des Überganges zum Treppenturm.

Nach Ballin.

  1. 1 · 5 · Q · F · R · 9 · 1 ·

4.3. Ostflügel, sog. Mangsches Haus. Reich profilierte Tür mit Flachbogensturz, bezeichnet mit Bauzahl.

Nach Kdm.

  1. 1609

4.4. Eingangsseite, Schauseite des Erkers. Baudatum mit Initialen der Bauherrn über dem Eingangsportal. Allianzwappen in neuer Farbfassung.

Maße: H. 20, B. 50, Bu.ca. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. H(EINRICH) · B(RÖMSER) · V(ON) · R(V̈DESHEIM) · M(ARIA) · M(AGDALENA) · V(ON) · H(EDDESDORF) / A(N)NO 1650

 
Wappen:
Brömser von Rüdesheim-Heddesdorf.

Heinrich Brömser von Rüdesheim, als Sohn Johann Reichards (Nr. 525) und seiner zweiten Ehefrau Lore (Lorchen) Buches von Staden 1600 geboren, kurtrierischer Kammerjunker und Viztum in Mainz, 1646 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, nahm als Geheimrat und Gesandter an den Verhandlungen des Westfälischen Friedens teil.5) Seine Ehe mit Maria Magdalena, Tochter Johann Philipps von Heddesdorf und Amalies von Kesselstadt, blieb ohne Nachkommen, so daß das Haus der Brömser von Rüdesheim mit ihm ausstarb.6) Das Ehepaar ließ den Haupttrakt des alten Familiensitzes umbauen, wobei man auch die Eingangstür zu den älteren Räumen des Ahnensaales und der Hauskapelle verlegte und eine Stuckierung der Räume vornahm.7) Das Baudatum weist auf den Abschluß der Bauarbeiten, das mit der Freiherrnkrone geschmückte Allianzwappen auf die Standeserhebung hin.

5.† Wohnanwesen Rheinstr. 26, bezeichnet mit Jahreszahl.

Nach Dehio.

  1. 1603

6.† Wohnanwesen Obertorstr. 17, bezeichnet mit Jahreszahl.

Nach Dehio.

  1. 1613

Anmerkungen

  1. Lkr. Alzey-Worms.
  2. Kratz, Rüdesheim 93. Das Wappen Heusenstamm führt in der Frage nach der Identifizierung des Erbauerehepaares nicht weiter, da ein genealogischer Zusammenhang zwischen beiden Familien bislang nicht nachgewiesen ist, vgl. Humbracht Taf. 134 (Heusenstamm).
  3. Ebd. und 94. Es befand sich 1976 noch im Besitz der Nachkommen des Weingutsbesitzers Richard Hess.
  4. Kratz, Rüdesheim 98, ohne Angabe der Jahreszahl.
  5. Ballin 14.
  6. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXII.
  7. Ballin 14f.

Nachweise

  1. v. Stramberg, Rheinischer Antiquarius II 10 wie bei Nr. 464 (4.4.).
  2. Lotz (1880) 386 (43).
  3. Luthmer (1902) 18 (1); (1907) 18 (1); 39 mit Fig. 27 (4.3.).
  4. Dehio Hessen (1942) 366 (4-6).
  5. Ballin 4 (42).
  6. Kdm. 327 (3, 4.3.), 322 (4.4.).
  7. Kratz, Rüdesheim 79 (4.3), 93 (2).
  8. Dehio Hessen (1982) 763 (2, 4.3.).
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. Oktober 2021):

Hinweis zu Nr. 277/3: Im Bogenscheitelstein eine Jahreszahl, ein Wappen mit Monogramm flankierend:

  1. 15 // 90

Wappen: Klunckhart? (über Brezel die Initialen CMR in doppeltem Nexus).

Nachweis: Paul Claus: Werkzeuge der Handwerksberufe auf Kleindenkmälern im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit im Rheingau. In: Rheingau-Forum 10 (2001) H. 2, 22-27, hier 25 Nr. 11 m. Abb.

4.5.† (neu eingefügt) Hölzernes Bett, das der Familie Brömser zugeschrieben wird. Dieses Bett war mit einem Flachrelief und der Jahreszahl versehen.
Nach Tschechisches Nationalarchiv Prag, Familienarchiv von Metternich, Altes Archiv (RAM-A) Nr. 5311 (1831).

  1. 1590

4.6.† (neu eingefügt) Ochsenkopf aus Holz mit natürlichen Hörnern. An dem Kopf befand sich das Brömsersche Wappen, welches die Jahreszahl trug.
Nach Tschechisches Nationalarchiv Prag, Familienarchiv von Metternich. Altes Archiv (RAM-A) Nr. 5311 (1831).

  1. 1609

Wappen:
Brömser von Rüdesheim.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 277(†) (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0027708.