Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 260 Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin 1481-1644

Beschreibung

Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Bauteilen der Pfarrkirche.

Dr.Monsees_Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/6]

1. Chor. Im Sterngewölbe Schild mit Jahreszahl und Steinmetzzeichen (Nr. 1).

Schriftart(en): Gotische Ziffern.

  1. 1481

Die gotische Jahreszahl bezeichnet die Fertigstellung des neuen Gewölbes, das nach einer längeren Bauunterbrechung unter Änderung der ursprünglichen Pläne eingezogen wurde. Das Steinmetzzeichen dürfte einem Künstler aus der ausführenden Schule des Hans Stethaimer zuzuschreiben sein.1)

2. Mittelschiff, erstes Joch von Westen. In der Mitte Schlußstein mit Jahreszahl und Steinmetzzeichen (Nr. 3).

Schriftart(en): Gotische Ziffern.

  1. 1490

Die Bauzahl dokumentiert die Erhöhung des Mittelschiffs nach Abbruch der alten Gewölbe.2)

3. Nordseitenschiff, erstes Joch von Westen. Schlußstein mit Jahreszahl.

Schriftart(en): Gotische Ziffern.

  1. 1493

Die Bauzahl bezeichnet den Emporeneinbau über den Seitenschiffen nach der Erhöhung des Mittelschiffs.2)

4. Kanzel. Auf dem sechsseitigen Kanzelkorb mit Blendmaßwerk aus hellgelbem Sandstein Jahreszahl am treppenseitigen Maßwerkfeld, zwischen den Ziffern Steinmetzzeichen (Nr. 5).

Maße: H. 10,5, B. 19, Bu. 8-9 cm.

Schriftart(en): Gotische Ziffern.

  1. 14 93

Das Steinmetzzeichen ist identisch mit dem des Meisters der Gewölbe.

5. Südempore. Am letzten Pfeiler nach Westen Jahreszahl und ungedeutete Initialen.

  1. C S C 1606

6. Nordempore. An dem Pfeiler zum Chor und der Emporenbrüstung diverse Jahreszahlen und Initialen. Da die Einritzungen willkürlich die gesamte Fläche überziehen und bis in das 18. Jahrhundert reichen, werden hier nur diejenigen angeführt, die sich eindeutig einer Jahreszahl zuordnen lassen. (A) und (B) auf Nordseite oben, (C) nach Westen, (D) nach Norden.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    1615 / [1]663

  2. B

    VAI / AM / AVE 1633 / 1637 / 1639

  3. C

    1648

  4. D

    1616 / 1613

7. Turm innen. Auf dem heute unzugänglichen, sogenannten „Königsbalken“3) eingeritzte Kartusche mit Jahreszahl.

  1. 1644

Anmerkungen

  1. Fischer, Kirchenbaukunst 96 bezeichnet den Chor als Spätwerk der Frankfurter Bauschule, das Steinmetzzeichen bleibt unerwähnt; Stethaimer bei Staab, Baugeschichte 23 und ders., Wappen 30.
  2. Kdm. 223; zum Kirchenbau vgl. Staab, Baugeschichte passim.
  3. Die Abzeichnung der Jahreszahl verdankt Bearb. Herrn Bruno Kriesel, Kiedrich, der den in 70 m Höhe im Turm befindlichen Balken 1948 auf einem Gerüst näher in Augenschein nehmen konnte.

Nachweise

  1. Lotz (1880) 254 (1, 4).
  2. Luthmer (1902) 189 (1), 191 (2), 193 (4).
  3. Kdm. 223 (1-4).
  4. Staab, Baugeschichte 23 mit Abb. 11 (1, 2), 24 mit Abb. 12 (3).
  5. Staab, Wappen 30 (1 in Abb).

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 260 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0026005.