Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 237 Niedermeilingen, Ev. Kirche 1469

Beschreibung

Namensansage, Wetterbann und Gußjahr auf Glocke. Auf der Schulter einzeiliges Inschriftband zwischen Rundstegen. Darunter im Obersatz der Flanke Pilgerzeichen mit der Darstellung des hl. Quirin1) mit bewimpeltem Speer und beschrifteter Standplatte (B). Drei Zierstege auf dem Wolm, zwei auf dem Schlagring. Gewicht ca. 500 kg.

Maße: H. m. Krone ca. 90, Dm. 88,5, Bu. 2,5-3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

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  1. A

    + sent · stefphena) · heyssen · ich ·alle · boze · weder · verdriben · ichb) ·a(nn)o · do(mini) · mo · cccco · lxixoc)

  2. B

    s(anctvs) qvirinvs

Versmaß: Deutscher Reimvers.

Kommentar

Die Versinschrift zeigt vier liegende, kleine o in der Datumsangabe, nach links geneigte, große rautenförmige Worttrenner. Die Minuskeln wirken durch einige tanzende Buchstaben unausgeglichen. Als mutmaßlicher Gießer wurde Tilmann von Hachenburg genannt.2) Indizien dafür sind neben der Form der Minuskelschrift die von diesem Meister häufiger verwendete Verbindung von Wetterbann und Heiligennamen in einer deutschsprachigen Inschrift mit lateinischer Datumsangabe.

Die von Luthmer angegebene Herkunft der Stephansglocke aus dem benachbarten, 1542 aufgelösten Kloster Gronau3) ist aufgrund archivalischer Nachrichten nicht haltbar. Der Gronauer Hospitalrechnung von 1545 zufolge wurden vier alte Klosterglocken über den Rhein nach Boppard verschifft, wo sie eingeschmolzen wurden.4) Die fünfte Glocke, eine kleine Sebastiansglocke, verblieb in Gronau und wurde 1829 nach dem Abbruch der ehemaligen Klosterkirche an die Gemeinde Kostheim (Nr. 279) verkauft.5)

Textkritischer Apparat

  1. Köster sthefphen.
  2. Bei Luthmer fehlt der gesamte zweite Teil des Verses.
  3. Luthmer irrtümlich XIX.

Anmerkungen

  1. Luthmer identifizierte den Heiligen irrtümlich mit dem hl. Stephanus.
  2. Köster, Tilman von Hachenburg 146 G 37.
  3. Luthmer.
  4. HHStAW 1098 V 8, Ausgabenrechnung „den knechten ubernacht zu Boppart, als die glocken dahin geffurth vnd vberlieffert worden“; unter den Einnahmen: „77 fl. [...] vor zehen zetner sechszehen pfundt von den vir glocken“.
  5. So auch Köster (wie Anm. 2) 147.

Nachweise

  1. Luthmer (1921) 126.
  2. Köster, Alte Glocken 53f.
  3. Köster, Tilmann von Hachenburg 146 Nr. G 37.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 237 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0023700.