Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 203 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1.H.15.Jh.

Beschreibung

Namensbeischriften der Evangelisten als Wandmalerei in den fünf verschieden großen Gewölbezwickeln der ehem. Sakristei und heutigen Marienkapelle; 1961 freigelegt.1) Auf schmalen Schriftbändern Namen unter den entsprechenden Symbolen, gelesen von Norden im Uhrzeigersinn. Im östlichen Zwickel inschriftlose Darstellung des Agnus Dei mit Kelch. Alle Bilder sind in Ockertönen vor einem Sternenhimmel gemalt; im Schlußstein ein Wappen. Die Umrißkonturen und die Buchstaben sind übermalt und teilweise ergänzt, insgesamt guter Erhaltungszustand.

Maße: Schriftband (Johannes) L. 170, H. 30, Bu. 17 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/5]

  1. s(anctus) [I]ohannesa) / sa[nctu]sb) matheus / sanctus m[arc]usc) / sanctus lucas

Wappen:
Erzbischof Johann II. von Mainz (geviert von Kurmainz und Grafen von Nassau).

Kommentar

Eine Eingrenzung über die vom Kdm. vorgeschlagene erste Jahrhunderthälfte2) hinaus ist anhand der Schriftformen kaum möglich, da die Buchstaben nachgebessert oder unvollständig sind: So könnte bei Iohannes entsprechend den anderen Evangelistennamen ursprünglich das kleinbuchstabige i als Anfangsbuchstabe geplant oder ausgeführt gewesen sein. Es wurde jedoch in einer anderen Farbe als großes J aufgemalt. Die nachfolgenden Buchstaben wurden in breiten, scharf konturierten Strichen modern nachgezogen. Nur beim Matthäus-Bild ist ein langes s am Wortanfang von sanctus verwendet; a und n wurden teilweise in gerundeten Formen erneuert. Bei Markus und Lukas sind nicht mehr alle Buchstaben vollständig erhalten. Immerhin ergibt sich durch das Wappen des Mainzer Erzbischofs Johann II. (1397-1419), in dessen Amtszeit die Kirche eingewölbt wurde,3) ein terminus post quem.

Textkritischer Apparat

  1. Offensichtlich wurde das I von späterer Hand nachgezogen, da es weder in seiner Form noch in der Strichstärke zu den übrigen Buchstaben paßt.
  2. nctu offenbar beschädigt und später neu übermalt, u unten offen.
  3. Bei m sind untere Brechungen nicht mehr sichtbar; a mit unüblicher Tilde statt oberem Bogenabschnitt, möglicherweise verrestauriert e statt r, c ohne oberen Bogenabschnitt.

Anmerkungen

  1. Feldtkeller, Wiederaufdeckung 80: Bei der Freilegung wurde die Übermalung millimeterweise abgetragen, wobei Beschädigungen der Schrift und der Malerei nicht ausblieben, doch sollen nur mäßige Austupfungen notwendig gewesen sein. Offenbar wurden aber doch bei den Schriftbändern einzelne Veränderungen vorgenommen.
  2. So Kdm. 135.
  3. Ebd. 132: Wölbung des Langhauses um 1400 abgeschlossen.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 203 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0020307.